Landeshauptstadt: Leidenschaftslos
’Havelplatz’ statt Palasthotel, 12.12.
Stand:
’Havelplatz’ statt Palasthotel, 12.12.
Potsdams oberste Baubeamtin bot amüsante Verbalverrenkungen, als sie sich um das Wort „Stadtschloss“ herumformulierte. Aber darum ging es gar nicht, sondern um den Bebauungsplan an der Alten Fahrt. Es war vor allem Architekt Matthias Bockhorst, der über Geschossflächenzahlen, Baulinien, Tiefgaragen und unterirdische Versorgungsknoten informierte. Bei all den leidenschaftslosen Rekursen auf das Baugesetzbuch war vor allem eines klar: Man dürfe mit zu strengen Regeln mögliche Investoren nicht abschrecken. Dass es bei dem „Areal“ um den Petersplatz von Potsdam geht, wurde nicht erwähnt. Alter Markt und Alte Fahrt sind zudem Ausgangspunkt zum Potsdamer Weltkulturerbe. Und das soll jetzt im Eilverfahren bebaut werden? Man erfuhr ferner: der Palazzo Barberini ist einem höheren Schicksal anheimgestellt. Die Dresdener Mitte war noch vor einem Jahrzehnt eine trostlose Brache. Um die wiedererrichtete Frauenkirche gelang es erfolgreich, die Mitte mit einer konsequenten Orientierung an der historischen Lösung zum Magneten der Stadt zu machen. Man erschreckt Investoren nicht durch klare Regeln – im Gegenteil: Das Dresdener Neumarktviertel entwickelt sich zum begehrtesten Standort, zum wirtschaftlichen Vorteil der Stadt. So etwas in Potsdam zu versuchen, ist mit einem solchen Podium der Entscheidungsträger sicher nicht zu erwarten. Frau von Kuick-Frenz beschwor wiederholt das Bürgerengagement, die Bürgerbeteiligung, die Mitsprache, den Dialog. Die Potsdamer sollten ihre oberste Repräsentantin der städtischen Baukultur dringend beim Wort nehmen. Ein Anfang ist offenbar gemacht. Der Saal im Alten Rathaus war bei dieser Veranstaltung jedenfalls brechend voll.
Dr. Joachim Kuke, der stellvertretende Vorsitzende vom Verein Potsdamer Stadtschloss e.V.
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