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Landeshauptstadt: Leitungswasser ist nirgends teurer

Studie: Potsdams Abwassergebühren sind die höchsten der Republik /Sind Fehlplanungen schuld?

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In keiner anderen Stadt zahlen die Einwohner so viel fürs Leitungswasser wie in Potsdam. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), hat die verschiedenen Kubikmeterpreise für die Abwasserentsorgung in den 100 größten Städten Deutschlands miteinander verglichen. Das Ergebnis: Nirgends kostet der Kubikmeter Abwasser mehr. 3,22 Euro müssen die Potsdamer derzeit dafür an ihre Stadtwerke, die Energie- und Wasserversorgung Potsdam (EWP) entrichten. Hinzu kommt eine Grundgebühr ab 90 Euro pro Jahr – je nach Wassermenge.

Schon die Verbraucherstiftung „Ökotest“ hatte im Mai der brandenburgischen Hauptstadt als eine der neun teuersten Städte Deutschlands eingestuft, was die Wohn-Nebenkosten betrifft. Das IW hat für die Studie die Preise für die Abwassermenge ermittelt, die bei einer durchschnittlichen vierköpfigen Familie mit Einfamilienhaus anfallen. Die Entsorgung von 184 Kubikmetern Schmutzwasser kostet die Beispielfamilie in Potsdam 786 Euro im Jahr, in Karlsruhe dagegen nur 226 Euro. Dort sind die Abwassergebühren am niedrigsten.

Überhaupt ist der Unterschied zwischen Ost und West auffallend: Während der Musterhaushalt in den alten Bundesländern im Durchschnitt nur 469 Euro zahlt, muss sein ostdeutsches Pendant laut Studie 555 Euro im Jahr zahlen. Die höheren Entsorgungsgebühren im Osten seien Nachwendefolgen, erklärt Studienleiter Karl Lichtblau. Schuld seien Planungsfehler. Zwar habe es in den neuen Bundesländern einen höheren Investitionsbedarf gegeben, weil die Abwasserentsorgung umweltfreundlicher gestaltet werden musste. Die Investitionskosten würden an die Gebührenzahler weiter gegeben – in Potsdam 102,7 Millionen Euro. Doch die Planer im Osten gingen auch von einer zu positiven Entwicklung der Einwohnerzahlen aus. Sie bauten viel zu große Kanäle und Kläranlagen für eine „schrumpfende Anzahl von Menschen“. In Potsdam allerdings steigt die Einwohnerzahl seit 1999 an.

Eine Erklärung für die hohen Preise konnten die Stadtwerke gestern nicht abgeben. Die Studie des IWs müsse erst noch geprüft werden, hieß es. Bisher hatten sie die Gebühren damit begründet, dass die Potsdamer immer weniger Wasser verbrauchten – mittlerweile zehn Prozent weniger als 1998. Die Leitungen müssten aber trotzdem vorgehalten werden. Bis 2012 sollen die Preise für Wasser darum noch weiter steigen.Trinkwasser soll dann 2,25 Euro pro Kubikmeter kosten, Abwasser 3,92 Euro. Die Stadtverordneten haben die Gebühren genehmigt.

Das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln wird von Verbänden und Unternehmen der privaten Wirtschaft finanziert. In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die von Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden getragen wird. just

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