Sport: Lektion mit vier Toren
Die Niederlage gegen Halberstadt zeigt: Die junge Mannschaft des SV Babelsberg 03 muss lernen
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Es war die 80. Minute, als Nulldrei-Trainer Cem Efe an der Seitenlinie auf Jonas Schmidt einredete. Der SV Babelsberg 03 lag 2:3 gegen Germania Halberstadt zurück, und der Fußballlehrer versuchte mit Fingern, Händen und Armen seinem Schützling vor dessen Einwechslung zu erklären, was er zu tun, wenn er die letzten zehn Minuten auf dem Platz steht. Dort drängten seine Mannschaftskollegen energisch auf den Ausgleich. Am Ende verlor der SVB sein Heimspiel mit 2:4 und rangiert nunmehr nach der zweiten Saisonniederlage auf
Sie Szene an der Seitenlinie macht sehr gut deutlich, wo der SVB nach seinem Abstieg in die Regionalliga und mit fast komplett neuer Mannschaft steht: Am Anfang eines Lernprozesses. Dass die jungen Fußballer solide ausgebildet sind und gut mit dem Ball umgehen können, ist offensichtlich. So manche Kurzpass-Stafette, mit der sich die Spieler aus heiklen Situationen befreiten, und so manches Zuspiel, animierten das Babelsberger Publikum – nicht nur beim Heimspiel am vergangenen Freitag – zu Szenenapplaus. Das Potenzial ist offensichtlich – genauso wie das frühe Entwicklungsstadium, in dem sich die Mannschaft befindet: „Wir müssen schneller den Ball zirkulieren lassen, eher das Tempo erhöhen und besser in der Rückwärtsbewegung sein“, gab Trainer Efe nach der Freitagsniederlage Einblick in sein Unterrichtsprogramm.
Das Spiel gegen Halberstadt war eine lehrreiche und mit vier Gegentoren vor heimischen Publikum bittere Lektion für die Babelsberger, deren Durchschnittsalter bei gerade mal 22,6 Jahren liegt. In Sachen Zweikampfführung war die gestandene Germania-Truppe von Trainer Willi Kronhardt nicht nur wegen des wuchtigen Malick Bolivard überlegen: Der Ex-Herthaner, der auch mal ein kurzes Gastspiel am Babelsberger Park hatte, überzeugte jedoch nicht nur wegen seiner Athletik, sondern bereitete auch den 1:2-Führungstreffer vor, als er ein Laufduell auf der linken Außenbahn gewann und von der Grundlinie eine Flanke in den Strafraum schlug, die Ex-Profi Emmanuel Kontiris per Kopf erfolgreich verarbeitete. Individuelle Fehler wie Lavro Sindiks Fehlpass nahe der Mittellinie, den der Gegner eiskalt zur 1:0-Führung ausnutzte, sowie leichtfertige Aktionen im Defensivverhalten sind bislang Kennzeichen des Babelsberger Spiels, die Efe auf seiner Mängelliste notiert hat. Auch die Chancenverwertung dürfte dort stehen: Allein in der ersten Halbzeit gegen Halberstadt hatten die Nulldreier fünf gute Möglichkeiten zur Führung. Gleichwohl: Serverin Mihms Kopfballtor zum 1:1-Ausgleich und Kai Druschkys Volleyabnahme zum 2:3-Anschlusstor nach Hereingabe des sehr agilen Süleyman Koc waren wunderbar anzusehende Treffer.
Einige der Tugenden, die es in der Regionalliga braucht, attestierte Gäste-Trainer Kronhardt nach dem Flutlichtspiel vor 2 297 Zuschauern seiner Mannschaft: „Viel Disziplin, Zweikampfstärke und Laufbereitschaft.“ Weil diese Faktoren sowie ein gutes Konterspiel an diesem Abend gestimmt haben, „gehen Ergebnis und Sieg in Ordnung“, befand Kronhardt. Nulldrei-Trainer Efe blieb nur Zustimmung: „Es gibt kein Aber. Aus solchen Spielen und Niederlagen müssen wir lernen“, sagte er.
„So ein Prozess braucht seine Zeit“, bittet Cem Efe um Geduld, die offenbar nicht jeder mit ins Karl-Liebknecht-Stadion bringt. Der Doppelschlag der Halberstädter zur 3:1-Führung, der die Blau-Weißen ihre spielerische Linie verlieren ließ, machte auch einige Zuschauer nervös. Vereinzelt gab es Pfiffe für eine junge Mannschaft, die nach wenigen Wochen am Babelsberger Park sich und ihre Identifikation erst richtig finden muss.Peter Könnicke
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