Landeshauptstadt: Lenin kommt nach Streit ins Depot

Nach heftiger Auseinandersetzung beschlossen die Stadtverordneten gestern Abend, dass die Lenin-Statue, die bis 2004 vor dem Haus der Offiziere in der Hegelallee stand, nicht wieder dort aufgestellt wird. Vielmehr soll der Oberbürgermeister mit dem jetzigen Besitzer Dirk Onnen über eine Übergabe des Bronzedenkmals an das Potsdam-Museum verhandeln. In den vorangegangenen Wortgefechten brachen alte ideologische Gegensätze wieder auf: „Unter heutigen Bedingungen“ könne der Lenin nicht wieder aufgestellt werden, lenkte Hans-Jürgen Scharfenberg (Linkspartei.PDS) eingangs ein – wenn auch der entsprechende Antrag der CDU „kein souveräner Umgang mit der Geschichte“ darstelle. Er forderte, Lenin müsse in die historischen Bedingungen eingeordnet werden. Nach der Oktoberrevolution 1917 habe sich der junge Staat, an dessen Spitze Lenin stand, in einem Bürgerkrieg befunden. „Es hat eine Verteidigung stattgefunden“, so Scharfenberg. Eberhard Kapuste (CDU) entgegnete, jeder habe die Pflicht, sich zu informieren. Der Terror habe nicht mit Stalin, sondern schon mit Lenin begonnen. Er erinnerte daran, dass auch viele deutsche Kommunisten in Moskau per Genickschuss hingerichtet wurden. Kapuste, der 1994 nach Potsdam kam, kritisierte, in welchem Maße heute noch Klischees und Halbwahrheiten des Sozialismus der 50iger und 60iger Jahre hoch kämen. „Ich rate, dass Sie nicht 30 Jahre warten, bis sie die richtigen Bücher lesen“, so Kapuste. Rolf Kutzmutz (Linkspartei.PDS) antwortete, durch die steten Belehrungen „kommen wir uns keinen Schritt näher. Das wird nicht funktionieren.“ Auch Ute Bankwitz (Bürgerbündnis/FDP), die dem Antrag in der Sache zustimmte, wies die Ausführungen Kapustes zurück. gb