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Spielend lernen. Das Saisonziel Klassenerhalt hat der VfL erreicht, jetzt basteln die Potsdamer weiter am taktischen Konzept für die Mannschaft. Co-Trainer Marc Thiele (im Bild) und Trainer Jens Deffke wollen das Umkehrspiel verbessern.

©  Julius Frick

Sport: Lernen im Praxistest

Mit dem sicheren Klassenerhalt hat der VfL Potsdam sein Saisonziel bereits erreicht. Doch an den Aufgaben für die Spieler hat sich nichts geändert

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Möglicherweise war auch etwas Marketing dabei, als Jens Deffke, Trainer des Handball-Drittligisten VfL Potsdam, vor Wochenfrist ankündigte, dass keines der restlichen vier Heimspiele dieser Saison mehr verloren geht. Zuschauer wollen ihre Mannschaft natürlich gern siegen sehen. Mindestens genauso wichtig ist der 8:0-Punkte-Plan aber für Deffkes Schützlinge selbst. Das Ziel der Saison, die unter dem laufenden Insolvenzverfahren und einem nunmehr offiziell festgestellten Schuldenstand von 546 193,97 Euro unter schwierigen Bedingungen begann, ist fünf Spieltage vor Schluss bereits erreicht: Der Klassenerhalt ist sicher. „Nach unten kann nichts mehr anbrennen“, sagt Co-Trainer Marc Thiele.

Mit der „Einsortierung“ im Mittelfeld fühle sich der Verein sehr wohl, im günstigsten Fall kann es über den aktuell siebten Platz noch hinausgehen. In dieser vermeintlich komfortablen Situation braucht es ein neues Ziel, um die Spannung in der Mannschaft aufrechtzuerhalten. Viel mehr als Deffkes Ansage vom vergangenen Samstag – nach dem verlorenen Heimspiel gegen HF Springe – brauche die Mannschaft ohnehin nicht. „Handball ist ein Ergebnissport, wer spielt, will auch gewinnen“, sagt Co-Trainer Thiele. Und der Siegeshunger des jungen Potsdamer Teams sei nicht gestillt.

„Ich habe keine Sorge, dass sich die Jungs zurücklehnen könnten“, betont Thiele vor dem heutigen Spiel gegen Fredenbeck, die Charakterfrage stelle sich nicht. Dennoch bieten die verbleibenden Spiele die Chance, bereits für die Zukunft zu lernen und als Mannschaft zu reifen. „Personell können wir dabei allerdings nicht viel experimentieren“, sagt Thiele mit Blick auf die lange Verletztenliste während der Saison. „Doch das taktische Konzept, das wir der Mannschaft vermitteln wollen, kann in jedem Spiel weiterentwickelt werden. Jeder Einsatz schult.“

Die körperlichen Nachteile, die viele VfL-Spieler verglichen mit der robusten Konkurrenz haben, sollen durch mehr Tempo und Beweglichkeit ausgeglichen werden. „Einem 100-Kilo-Mann macht es nicht so viel Spaß, sich viel zu bewegen“, weiß der 38-Jährige aus eigener Erfahrung – Thiele spielte sechs Jahre als Kreisläufer unter anderem in der zweiten Bundesliga für den VfL und half gelegentlich in der dritten Liga aus. Vor allem in ihrem Offensivspiel müssten die VfL-Spieler schneller und variabler werden, um das gesamte gegnerische Abwehrsystem in Bewegung zu bringen, was wiederrum eigene Räume schafft. „Bislang gelingt es uns zu selten, leichte Tore zu erzielen“, verdeutlicht Thiele Verbesserungsbedarf. Auch Chef-Trainer Deffke bestätigte nach dem Springe-Spiel in der Vorwoche die aufwendige und kraftintensive Spielweise, die seine Mannschaft in dieser Saison – auch aufgrund der Personalsituation – aufs Parkett bringt. Die Voraussetzungen für ein schnelles Umkehrspiel hat der VfL. „Unsere starken Torhüter sowie die gute Abwehr sind die Basis, dass sich bei Ballbesitz schnelle Lösungen für den Angriff ergeben“, sagt Thiele.

Schon heute hat der Drittligist die Gelegenheit, neben dem Basis-Vorhaben „ gewinnen“ am Gegner zu wachsen – im besten Wortsinn. Denn der VfL Fredenbeck ist ein solch robustes Team, das den Potsdamern körperlich überlegen ist. Und der aktuell Drittletzte wird mit dem festen Glauben an den Klassenerhalt auflaufen. „Denn die müssen nicht da unten stehen“, sagt auch Thiele und prophezeit: „Die werden kratzen und beißen.“ Da heißt es, um Bisswunden zu vermeiden, schnell zu agieren, die Fredenbecker zu Fehlern zwingen und selbst keine machen. Eine „schöne, schwere Aufgabe“, sagt Thiele – deren sofort sichtbare Lösung ein Sieg wäre und deren nachhaltiger Lerneffekt vielleicht erst in naher Zukunft deutlich wird.

Samstag, 19.30 Uhr, MBS-Arena

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