Von Günter Schenke: Lesen, Kuscheln und Surfen
Jugendliche stellten ihre Ideen und Wünsche für die neue Kinder- und Jugendbibliothek Am Kanal vor
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Innenstadt - Bequeme und farblich ansprechende Sitzecken wünschen sich die jungen Leser in der Jugendbibliothek, die Teil der neuen Stadt- und Landesbibliothek Am Kanal sein wird. Stundenlang diskutierten 15 Schülerinnen und ein Schüler am Samstag im Bibliotheks-Ausweichquartier am Alten Markt. Die Interessierten kamen nicht nur aus Potsdam. So waren die Geschwister Xenia und Xandra extra aus Busendorf angereist, um an dem Workshop teilzunehmen. Es handelte sich bereits um die zweite Runde des Beteiligungsverfahrens.
Manuela Neels vom Kinder- und Jugendbüro Potsdam, das den Bibliotheks-Ideen-Tag initiiert hat, berichtete, dass vieles in der alten Bibliothek den Kindern und Jugendlichen nicht gefallen habe. Dazu gehörten zum Beispiel die Farbgestaltung sowie die alten Computer ohne Internetanschluss. Auch die fehlenden Ausweichmöglichkeiten für die kleineren Kinder, von deren Gelärme sich die größeren häufig gestört fühlten, beklagten die Workshop-Teilnehmer.
Diese und andere Mängel werden im neuen Haus, das laut Architekt Reiner Becker Anfang 2013 fertig sein werde, abgestellt. Die Jugendlichen haben aus Papier, Pappe und Knete ein buntes Modell ihrer Wunsch-Bibliothek gebaut. „Das ist eine reine Freizeitbibliothek“, erläutert Bibliothekar Ronald Gohr. Wer die Atmosphäre und die Möglichkeiten einer Studienbibliothek brauche, müsse ein Stockwerk höher den Lesesaal nutzen. Nach den Wünschen der Kinder solle der Jugendbereich mehr sein als eine herkömmliche Bibliothek, er solle zu Begegnungen und Gesprächen über das Gelesene einladen.
Architekt Becker erläutert anhand eines Modells, wie er sich die Umsetzung der Schülerwünsche vorstellt. Über eine Treppe gelangen die Nutzer aus dem Foyer in „ihren“ Clubbereich, links geht es in einen Raum für die Kleinen und rechts für die Großen. Diese können sich an einer riesigen Bücherwand bedienen, es sich in den Sitzecken gemütlich machen oder auf dem „Balkon“ an modernen Rechnern das Internet nutzen. Beim Balkon handelt es sich um einen halbrunden Vorbau, der in die Eingangshalle hineinragt. Einen PC, mit dem man schnell die Bücher findet, die man sucht, Hörbücher, Videospiele, Hilfen für Hausaufgaben und „animes“, also Animationsfilme, stehen ebenfalls auf den Wunschzetteln der jungen Bibliotheksnutzer. „Details aus den Schüler-Vorschlägen arbeiten wir in die Planungen zu den Innenräumen ein“, versichert der Architekt. Im Sommer werde es eine weitere Runde mit Jugendlichen geben. Auf jeden Fall werde der Kinder- und Jugendbereich nicht mit Regalen vollgestellt, sondern großzügig gestaltet.
Laut Becker verlaufen die Arbeiten zur Rekonstruktion des Bibliotheksgebäudes planmäßig. Es gebe keine Komplikationen. „Nachdem der Rohbau freigelegt ist, wird jedem nun klar, dass es richtig war zu sanieren statt abzureißen.“ Das Gebäude sei wegen des unsicheren Baugrundes auf zahlreichen Betonpfählen gegründet. „Abriss und Neubau wären ungleich teurer geworden als die jetzige Lösung.“
Günter Schenke
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