Landeshauptstadt: Letzte Bescherung auf engem Raum?
Reger Andrang bei Vorweihnachtsfest im Tierheim / Morgen entscheidet Geltower Ortsbeirat über Umzug
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Reger Andrang bei Vorweihnachtsfest im Tierheim / Morgen entscheidet Geltower Ortsbeirat über Umzug Von Patrick Steller Wildpark. „An Tagen wie heute ist besonders viel los“, sagt die ehrenamtliche Vorsitzende des Tierschutzvereins Potsdam, Carola Hoffmann. Das Tierheim am Wildpark erlebt an diesem Sonntag einen Besucheransturm: Es wird Bescherung für Vierbeiner gefeiert. Gerade die kleinen Kinder sind erfreut, wenn sie kleine „Leckerli“ an Hunde und Katzen verfüttern können. „Das ist aber nur eine Ausnahme. An normalen Öffnungstagen erlauben wir so etwas nicht“, so Hoffmann. Viele der momentan 632 Mitglieder des Tierschutzvereins, der seit Anfang 2003 Träger des Tierheims ist, stehen mit Kaffee und Kuchen, Rat und Tat zur Seite, um die vielen Tierfreunde zu betreuen. „Vielleicht kommen heute noch neue Mitglieder dazu“, lächelt Ellen Thrum, die Tage wie diesen organisiert. Neben all der vorweihnachtlichen Fröhlichkeit plagen das Tierheim jedoch gewichtige Sorgen. Das Heim platze aus allen Nähten, erzählt Hoffmann. Es sei gerade für die knapp hundert Hunde und Katzen sehr wenig Platz, da das jetzige Gelände kaum mehr als die Hälfte eines Fußballplatzes misst. Die Tiere hätten kaum Freilauf, die Nähe zu Wohngebieten verbiete dies. „Früher haben wir auch Tiere in Pension genommen“, sagt Hoffmann. Doch in der letzten Zeit seien vielleicht noch ein, zwei Käfige für Meerschweinchen oder Vögel frei. Die viel zu kleinen Zwinger seien nicht artgerecht und setzten die Vierbeiner unter Stress. Das merken auch die vielen Besucher, Kleinfamilien, Rentner und Tierfreunde, als sie sich durch enge Gänge und Räumlichkeiten schieben. Dabei werden sie ein ums andere Mal herzhaft angebellt, bis sie sich entschließen, die Eingesperrten mit Futter zu beschenken. Dann sind diese ruhig und zutraulich und lassen sich streicheln. Die Zeit für die Suche einer neuen Bleibe ist knapp, denn eine Sondergenehmigung für den Weiterbetrieb des Heims am Wildpark gäbe es nur noch bis Ende 2004, so Christa Eibisch, Geschäftsführerin des Tierheims. Die Stadt habe vor ein paar Monaten ein größeres Gelände am Bullenwinkel angeboten, doch „dort ist alles kontaminiert von den ehemaligen Besatzern. Die Sanierung würde viel zu viel Geld kosten“, sagt Carola Hoffmann. Spenden und Mitgliedsbeiträge, daraus finanziere sich der Verein. Benefiz-Veranstaltungen wie ein Konzert der Musikschule am Freitag, dem 5. Dezember, im Nikolaisaal sollen zusätzliches Geld für ein neues Tierheim einbringen. Standort-Favorit ist ein Gelände in Geltow am Mühlenberg. Die Verhandlungen über die benötigten fünf Hektar für eine umfassende Tierversorgung mit Trainingsgelände, Hundepark, Tierfriedhof, Parkplätzen, Pension und Tierarzt gingen am Montag vor einer Woche in die erste Runde. „Doch uns wurde eher ablehnend begegnet. Wahrscheinlich sind da auch noch zu viele Emotionen im Spiel“, erzählt Hoffmann. Viele Einwohner fürchteten eine hohe Lärmbelästigung und zu viel Publikum für die engen Ortsstraßen. Das sei Unsinn, so Hoffmann, da die Tiere nachts drinnen gehalten würden und tagsüber weiter von den nächsten Wohngebieten entfernt seien als es das Baurecht vorschreibe. Morgen gehen die Verhandlungen in die zweite Runde: Der Inhaber des Grundstücks, eine Tochtergesellschaft der Gewoba, und der Tierschutzverein wollen versuchen, den Ortsbeirat Geltow zu überzeugen. Das Schicksal könnte sich zu Gunsten der Tiere entscheiden – doch wenn nicht, würde das wieder größere Probleme aufwerfen. Denn ein geeignetes Grundstück nahe Potsdam zu finden, sei fast unmöglich, so Hoffmann. Die Geltower sollten auch bedenken, dass neue Arbeitsplätze entstehen würden, sagt sie. Man bräuchte mehr Personal als die jetzigen fünf Tierpfleger und zwei Azubis. Baufirmen könnten mit Aufträgen rechnen und die Tiere hätten einen artgerechten Lebensraum.
Patrick Steller
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