Aus dem GERICHTSSAAL: Letzte Chance für Dealer
Zehn Kilo Haschisch veräußert / „Übergabe fand in der Brandenburger Straße statt“ / Bewährung
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Als Jugendlicher rauchte der aus Westberlin stammende Georg G.* (42) zum ersten Mal Haschisch. Später konsumierte er auch Kokain, Ecstasy und Pilze. Er traf Leute, die das gleiche taten. „Irgendwann kannte ich dann nur noch Drogenkonsumenten“, zog der Angeklagte am Mittwoch Bilanz vor dem Schöffengericht. Hier musste sich der jetzt in Babelsberg lebende Altenpfleger wegen Rauschgifthandels und unerlaubten Besitzes von Betäubungsmitteln verantworten. „Seit vorigem Sommer bin ich raus aus der Szene“, beteuerte der Mann mit dem schütteren Haar. „Ich habe meinen Freundeskreis komplett gewechselt.“ Ärztliche Hilfe habe er für die Entgiftung nicht gebraucht, lediglich die Unterstützung seiner Frau, die Krankenschwester ist.
Die Staatsanwaltschaft wirft Georg G. vor, dem Potsdamer Frank F.* im August und September 2004 je fünf Kilogramm Haschisch zum Gesamtpreis von 10 500 Euro verkauft zu haben. Außerdem sollen bei einer Hausdurchsuchung beim Angeklagten 1,8 Gramm Haschisch gefunden worden sein. „Stimmt“, gestand Georg G. „Durch meine Sucht hatte ich erhebliche Schulden. Ich war damals arbeitslos und habe er versucht, mit dem Rauschgifthandel ein bisschen Geld zu verdienen.“ 500 Euro habe er dadurch gut gemacht. Als Frank F. – er sitzt zurzeit selbst wegen Drogenhandels im Brandenburger Gefängnis – allerdings immer mehr „Stoff“ wollte, um seine Abnehmer zu befriedigen, sei ihm die Sache zu heiß geworden, so Georg G.
„Woher hatten Sie das Haschisch“, wollte die Vorsitzende des Schöffengerichts wissen. „Aus Berlin“, lautete die Antwort des Angeklagten. „Möchten Sie den Verkäufer nennen?“, hakte die Richterin nach. Das wollte der Altenpfleger nicht. „Und woher kannten Sie Frank F.? Wo haben Sie ihm das Rauschgift übergeben“, schickte sie zwei weitere Fragen hinterher. „Frank F. wurde mir durch einen Bekannten vorgestellt. Er hat immer sehr viele Drogen in der Stadt verkauft. Irgendwann bekam er Probleme, an ausreichende Mengen zu kommen. Ich hatte die Beziehungen“, antwortete Georg G. freimütig. „Die Übergabe fand in der Brandenburger Straße statt.“
„Sie standen zum Zeitpunkt der Taten unter Bewährung“, gab die Vorsitzende zu bedenken. „Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?“ Georg G. – vorbestraft wegen zweier Drogendelikte, Urkundenfälschung und Unterschlagung – murmelte: „Das war bodenloser Leichtsinn.“ Gestern kam er wohl letztmalig mit einem blauen Auge davon. Das Gericht verurteilte den Mann zu einer Freiheitsstrafe von 24 Monaten, ausgesetzt zu vierjähriger Bewährung, 80 Stunden gemeinnütziger Arbeit sowie einer Geldauflage von 1500 Euro. Das Urteil ist rechtskräftig. (*Namen geändert.) Hoga
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