
© Manfred Thomas
Sport: Letzte Überzeugung fehlte
Tabellenführer Turbine Potsdam verlor daheim das Spitzenspiel gegen Verfolger FCR Duisburg mit 2:3, führt aber weiter in der Frauen-Bundesliga
Stand:
Die Frauenfußball-Bundesliga ist wieder spannend. Meister und Tabellenführer Turbine Potsdam verlor am gestrigen Sonntag daheim das Spitzenspiel gegen Verfolger FCR Duisburg mit 2:3 (2:0) und hat nun nur noch zwei Punkte Vorsprung vor dem FCR. Mit einem Potsdamer Sieg wären es acht Punkte und schon eine gewisse Vorentscheidung im Titelkampf gewesen. „Wir hätten heute einen Meilenstein setzen können, hatten aber zu viele individuelle Ausfälle“, erklärte Potsdams Trainer Bernd Schröder nach der Partie. Neuer Tabellendritter ist der VfL Wolfsburg nach einem 1:0-Sieg beim FFC Frankfurt; dort traf Conny Pohlers gegen ihren Ex-Klub (15.).
Erst tragische Figur und dann Heldin des Sonntags aus Duisburger Sicht war Linda Bresonik. Nachdem Patricia Hanebeck – die erkältet in die Partie gegangen war – nach Vorarbeit Yuki Nagasatos mit ihrem ersten Liga-Saisontor die Ex-Potsdamerin Christina Bellinghoven im FCR- Kasten überwunden hatte (35.), unterlief Bresonik beim Rettungsversuch nach einem Freistoß Jennifer Cramers von rechts per Kopf ein Eigentor zum 2:0 (42.) und kurz darauf scheiterte die 27-Jährige mit einem von Viola Odebrecht verursachten Handstrafstoß an Torfrau Alyssa Naeher (43.). Die Potsdamerinnen schienen nach einem Schlagabtausch in der 1. Halbzeit, in der es auf beiden Seiten weitere Torchancen gab, auf Siegkurs.
Nach dem Seitenwechsel aber stellten die Gastgeberinnen das Fußballspielen praktisch ein, witterte Duisburg Morgenluft. Die Gäste spielten immer beherzter auf, kauften Turbine den Schneid ab und wurden dafür prompt belohnt. Simone Laudehr, die immer besser in die Partie fand, bediente Bresonik, und deren Pass stocherte die Japanerin Kozue Ando zum Anschlusstreffer über die Torlinie (63.). Turbine wirkte kosterniert, hatte nichts mehr entgegenzusetzen und musste kurz darauf den Ausgleich hinnehmen, als Alexandra Popp genau richtig stand. Ando hatte an die Latte geköpft, den Abpraller versenkte Popp im Kasten (66.). Und in der Schlussminute war Bresonik nach einer Laudehr-Flanke vors Tor zum 2:3 aus Nahdistanz zur Stelle.
„So ein Spiel habe ich noch nie erlebt. Heute war alles dabei“, jubelte Linda Bresonik nach dem Abpfiff. „Wir haben uns nie aufgegeben und immer Druck gemacht.“ Alexandra Popp erzählte: „Wir hatten uns in der Pause vorgenommen, weiter Gas zu geben, und hatten in diesem kampfbetonten Spiel heute auch den Fußballgott auf unserer Seite. Wir wollten zeigen, dass wir oben mitspielen können, das ist uns gelungen.“ Und Duisburgs Trainer Marco Ketelaer bestätigte: „Alles sprach zur Pause gegen uns, aber in der Kabine habe ich gesehen, dass die Mannschaft bereit ist, das Spiel noch zu drehen.“
Ein Zeichen, dass Schröder bei seinen Spielerinnen vermisste. „Die letzte Überzeugung fehlte bei uns, wir waren nach der Pause nicht mehr im Spiel. Wir hatten heute zu viele individuelle Ausfälle und haben nicht in der Abwehr, sondern im Angriff verloren, denn alle drei Stürmerinnen brachten keine Entlastung nach vorn.“ Torschützin Patricia Hanebeck bekräftigte: „Wir sind wie verwandelt aus der Kabine gekommen – mir fehlen die Worte.“ Und Mannschaftskapitän Jennifer Zietz erklärte: „Wenn du nicht gewinnen willst, bekommst du den Sieg nicht. So wie heute dürfen wir uns nicht verkaufen.“
Nationaltrainerin Silvia Neid als Augenzeugin sprach von einem „sehr ausgeglichenen Spiel“, das auch 2:2 hätte enden können. „Ich bin neutral und wollte heute hier sehen, wie die Nationalspielerinnen drauf sind.“ Die Duisburgerinnen sahen dabei letztlich besser aus.
Turbine Potsdam: Naeher; Zietz, Peter, Kemme; Schmidt, Hanebeck (71. de Ridder), Odebrecht, Cramer; Nagasato, Anonma, Mittag (79. I. Kerschowski).
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