Landeshauptstadt: Letztes Kolonistenhaus in Gefahr Denkmalbehörde sucht dringend nach Investor
für baufälliges Fachwerkhaus in Philippsthal
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Nuthetal - Eines der wichtigsten erhaltenen Zeugnisse des Kolonistendorfes Philippsthal ist in Gefahr: Die Untere Denkmalpflegebehörde in Belzig appellierte in dieser Woche an die Öffentlichkeit, das denkmalgeschützte Fachwerkhaus in der Dorfstraße 36 zu erhalten. Es ist das noch am ehesten erhaltene „Spinnerhaus“ des Dorfes. Philippsthal ist auf Anweisung des Preußenkönigs Friedrich II. auf einer Talsandscholle in der Niederheide des ehemaligen Amtes Saarmund entstanden. Die Spinnerkolonie wurde im Jahr 1754 erbaut. Sie bestand aus 25 Doppelhäusern in Fachwerkbauweise mit schwarzen Küchen und je zwei Morgen Acker- und Wiesenfluren. Für den Schulzen wurde das Gehöft „Friedrichshuld“ in Massivbauweise mit Parkanlage errichtet. Die zulässige Tierhaltung war begrenzt, das Spinnen sollte der Haupterwerb sein.
„Vom ehemaligen Doppelhaus der Dorfstraße 36 ist nur eine Hälfte übrig geblieben“, heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde. Das Spinnerhaus ist noch heute in Privathand. „Der Eigentümer würde das Objekt für Denkmalinteressierte verkaufen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Das Gebäude befinde sich in einem desolaten Zustand. Das Dach hat schon vor Jahren eine Notdeckung erhalten. Die Dachentwässerung funktioniert nicht, konstruktive Verbindungen und der verbretterte Giebel lösen sich bereits. Andererseits sind noch Fachwerkwände in Lehmbauweise vorhanden, Details wie Fensterläden und Haustür noch erhalten. Der Schornstein der schwarzen Küche ragt über den Giebel.
Die Wohnfläche für eine Familie betrug damals 43 Quadratmeter. Ebenfalls unter dem Dach waren der Stall für eine Kuh, eine Stube mit Spinnrad und eine Kammer. Es existierte für beide Haushälften nur ein Schornstein. Mit der Herausbildung der Textilindustrie erfolgte ein Niedergang des Gewerbes in Philippsthal. Die damals aufgestellten Typenhäuser waren bereits nach ihrer Fertigstellung baufällig, sodass frühzeitig Reparaturen einsetzten und Lehmfachwerkwände durch massive Mauern ersetzt oder unterfangen wurden. Dabei blieb der Baukörper erhalten, auch als man die Stallteile zu Wohnungen ausbaute.
Typisch war der nachträgliche Aufbau von Nebengebäuden wie Stallungen und Scheunen in Lehmfachwerk- oder Ziegelbauweise. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und um die Jahrhundertwende wurden verschiedene Fassaden mit Stuck erneuert. Es folgte die Bebauung des zentralen Angers: eine Schule in Ziegelbauweise 1903 und eine Kapelle in Massivbauweise 1904. Der Zweite Weltkrieg brachte erhebliche Zerstörungen und Beschädigungen von historischen Gebäuden mit sich, was zu gravierenden Veränderungen der Gebäudestrukturen und zum Teil des Erscheinungsbildes der Ortschaft führte. Dennoch sind heute noch einige der Doppelhäuser vorhanden, der Originalzustand ist am ehesten mit der Hausnummer 36 dokumentiert. hkx
Wer sich für das Spinnerhaus interessiert, kann sich an die Denkmalschutzbehörde wenden, Telefon (03328) 318 558, Herr Kerkow
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