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Vergessene Filme: Eine Filmreihe der Uni Potsdam endete im Filmmuseum. Fortsetzung geplant

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Viele interessierten sich nicht, für die letzte Folge des „Lebenszeichens“. Gerade mal 20 Zuschauer waren am Montagabend ins Filmmuseum gekommen. Sie sahen „Der sanfte Lauf“, den letzten der seltenen und vergessen geglaubten Filme in einer Reihe, die das Institut der Künste und Medien der Universität Potsdam in Kooperation mit dem Filmmuseum im zu Ende gegangenen Wintersemester zeigte. Die Filmreihe „Lebenszeichen“ ging zurück zu den Anfängen des Neuen Deutschen Films, von 1960 bis 1970.

Prof. Dr. Heiko Christians, Dozent an der Universität Potsdam im Studiengang Europäische Medienwissenschaft und der Student Kai Knoerr waren die Initiatoren des Projektes. Prof. Christians hat an der Universität schon mehrere Veranstaltungen zum Thema des Neuen Deutschen Films gemacht. Kai Knoerr konnte durch die Arbeit bei einem Filmarchiv Wissen im Bereich von Film und Recht erlangen. Gemeinsam arbeiteten sie schon ein halbes Jahr vor dem Start der „Lebenszeichen“-Reihe eng zusammen. „Es mussten ja die Rechte der Filme geklärt werden“, sagte Christians, „ebenso musste über die Versicherung der Filme gesprochen werden“. Die Werke, die zum Teil schwer zu bekommen waren, da sie in den Archiven oft nur in wenigen Kopien vorgelegen hätten, mussten von den verschiedensten Orten zum Potsdamer Filmmuseum transportiert werden. Ungefähr 500 Euro habe die Versicherung pro Film gekostet.

Im Oktober vergangenen Jahres lief der erste der fünf „Lebenszeichen“-Filme: „Das Brot der frühen Jahre“ von Herbert Vesely. Es folgten „Mahlzeiten“ von Edgar Reitz, „die Parallelstraße“ von Ferdinand Khittl und „Lebenszeichen“ von Werner Herzog. Bei dem letzten Film der Reihe „Der sanfte Lauf“ hatte Haro Senft Regie. Als einer der ersten Filme, die vom „Kuratorium Junger Deutscher Film“ finanziell gefördert wurden, sorgte er schon bei seiner Erstaufführung im Mai 1967 für kontroverse Haltungen. Er sei als „angeekelte Gesellschaftskritik“ bezeichnet worden, so Knoerr. Haro Senft spiegelt in seinen Figuren die Konflikte der Nachkriegsgeneration Westdeutschlands wider. Die sozialen Gegensätze und die Auseinandersetzung mit und unter verschiedener Generationen werden thematisiert.

„Wir wollten ganz bewusst Filme von Leuten, die entweder unbekannt sind, oder unbekannte Frühwerke zeigen“, so Christians. Der Spielfilm „Der sanfte Lauf“ erzählt die Geschichte des jungen Bernhard Kral, der wegen einer Schlägerei mit einem Neonazi der Universität verwiesen wurde. In einem Antiquitätenladen lernt er Johanna Bernhard kennen, die Tochter eines gut situierten Bauunternehmers, in die er sich verliebt. Er erhält Einblicke in die Welt Johannas, die ihn anfangs abzuschrecken scheint. In einer Versandfirma, in der er arbeitet, bekommt er dann unerwartet die Möglichkeit, eine eigene Forschungsabteilung aufzubauen.

Dass der Erfolg nur durch die Geschäftsbeziehungen von Johannas Vater zu dem leitenden Angestellten der Firma ermöglicht wurde, und der Vater seiner Freundin so seine berufliche Karriere auf diese Art ohne sein Wissen antreibt, erfährt Bernhard Kral erst nach einer Reise zu seinem Geburtsort. Der Zuschauer wird am Schluss des Films in relativer Ungewissheit darüber gelassen, ob Kral sich schließlich mit den Hintergründen seines beruflichen Erfolgs abfinden und arrangieren, oder sich gegen die Manipulation wenden wird.

Mit diesem ruhigen Film von Haro Senft fand die „Lebenszeichen“-Filmreihe ihren Abschluss. Dass der letzte Film nur auf wenig Interesse gestoßen war, verwunderte die Organisatoren der Reihe nicht. Schließlich waren schon Semesterferien. Eine weitere Filmreihe über den Neuen Deutschen Film ist nun schon in Planung, so Prof. Christians. Immerhin sei die Resonanz ansonsten gut gewesen. Meist habe man 50 bis 70 Zuschauer gehabt. Rebecca Kalisch

Rebecca Kalisch

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