Schulsanierung in Potsdam: „Lieber eine gute als eine schnelle Schule“
Der Chef des Kommunalen Immobilienservice, Bernd Richter, räumt Grenzen für Schulsanierung ein
Stand:
Herr Richter, zehn Jahre lang ist der Kommunale Immobilienservice (Kis) für die Verwaltung der städtischen Gebäude zuständig – und für das Programm zum Bau neuer Schulen in Potsdam. Doch angesichts der wachsenden Aufgaben wirkt der Eigenbetrieb zunehmend überlastet.
Diese Wahrnehmung teile ich nicht. Wir hatten zwischen 2009 und 2012 eine Zeit, in der wir weit mehr an unsere Leistungsgrenze herankamen. Damals sanierten wir viele Kitas und Schulen gleichzeitig, dabei ging es um viele kleine Objekte, bei denen man sich mit Planern und Nutzern einigen musste. Das war deutlich anstrengender als die Aufgaben heute. Jetzt geht es zwar um vielfach größere Projekte, aber auch deutlich weniger gleichzeitig zu bearbeitende Projekte.
Dennoch mussten Sie zuletzt einräumen, dass zwei Grundschulen in Bornim und am Stern ein Jahr später als geplant fertig werden, Schüler länger in Provisorien lernen müssen. Wie erklären Sie sich das?
Das liegt weniger an unseren Ressourcen beim Kommunalen Immobilienservice als an den Möglichkeiten der Stadt insgesamt. Da wir die Investitionen nicht aus der eigenen Tasche zahlen, sondern Kredite aufnehmen, brauchen wir dafür die Genehmigung der Kommunalaufsicht. Als wir die Projektpläne erarbeitet haben, sind wird davon ausgegangen, die Genehmigung im Sommer zu bekommen. Doch es wurde deutlich später. Daraufhin haben wir uns im Dezember mit dem Fachbereich Schule zusammengesetzt, ob wir die entstandenen vier Monate Zeitverzug kompensieren können. Angesichts der Tatsache, dass wir die Schulen mit breiter Beteiligung der späteren Nutzer abstimmen wollen, haben wir uns gegen Schnellschüsse entschieden. Lieber eine gute als eine schnelle Schule, mit der dann die Nutzer tatsächlich zufrieden sind.
Dabei standen die Stadtverordneten doch vor dem Beschluss zum Schulentwicklungsplan vor rund einem Jahr mächtig unter Druck. Von Schülern ohne Schule bei Verzögerungen war die Rede, falls der Beschluss nicht gleich falle.
Die Situation hat sich glücklicherweise nicht so dramatisch entwickelt, wie zum Zeitpunkt der Schulentwicklungsplanung anzunehmen. Und in Bornim gibt es wie geplant ab diesem Jahr eine Übergangslösung mit Containern und den Räumen des Bürgerhauses in der Potsdamer Straße. Da wir die Module verwenden können, die jetzt am Schulcampus in der Kurfürstenstraße im Einsatz sind, sind sogar elf statt ursprünglich geplante acht Räume vorhanden, was die Situation deutlich entschärft. Am Stern haben wir ebenfalls eine Lösung für den Hort gefunden. Alle anderen Bauvorhaben sind im Plan.
Irritationen gab es auch, weil die als Flüchtlingsheim geplanten Container für den Reiherweg dort aus logistischen Gründen nicht aufgestellt werden konnten. Nun kommt die Anlage in die David-Gilly-Straße. Was ist da passiert?
Zunächst einmal hatten wir die einmalige Chance, diese gebrauchten Container in Cottbus für 50 000 Euro zu kaufen, genutzt. Auf dem regulären Markt hätten wir nie so eine günstige Anlage bekommen. Das Transportunternehmen hat die Route bis zum Reiherweg geprüft und gemerkt, dass wir zahlreiche Bäume und Laternen hätten wegnehmen müssen, um die Container bis zum Grundstück transportieren zu können. Also haben wir weitere mögliche Standorte geprüft und auch einen geeigneten gefunden. An der Pirschheide hätte es übrigens ähnliche Probleme geben können: Dort mussten die Container für die Flüchtlingsunterkunft unter einer Brücke durch, da ging es nur um ein paar Zentimeter.
Wie sind Sie ansonsten bei der Unterbringung von Flüchtlingen aufgestellt?
Mit den seit Dezember eröffneten und weiterhin geplanten Standorten sollten wir in diesem Jahr keine größeren Probleme bekommen. Für 2015 und 2016 sind bereits vier Millionen Euro zusätzlich an Krediten des Landes für den Bau von Flüchtlingsunterkünften im Wirtschaftsplan des Kis reserviert. Die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen wollen wir vermeiden. Das ist für alle Beteiligte die schlechteste Lösung.
Ihre Aufgabe ist auch der Erhalt von Schulen. Hier gibt es immer wieder Beschwerden, dass etwa Toiletten übel riechen.
Die allermeisten Schulen befinden sich in einem hervorragenden Zustand. Denn wir haben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 300 Millionen Euro zumeist in die Bildungsinfrastruktur investiert, weitere 160 Millionen Euro werden es bis 2021 allein für Schulen und Sportanlagen sein. Fast alle Häuser sind saniert und erweitert, in diesem Jahr beenden wir beispielsweise die Arbeiten am Helmholtz-Gymnasium, dem Humboldt-Gymnasium und der Goetheschule. Aber es gibt einige Häuser, die noch nicht im Sanierungsplan stehen – dort müssen wir provisorisch den Status quo erhalten, was schwierig ist. Das ist aus Sicht der Nutzer sicher in vielen Fällen unbefriedigend. Doch die Aufgaben, die aus der wachsenden Stadt entstehen, sind einfach zu groß, um alles gleichzeitig wirtschaftlich stemmen zu können.
Welche Schulen sind denn besonders von einem Sanierungsstau betroffen?
Zum Beispiel die Montessori-Schule, die Waldstadt-Grundschule und die Förderschule Nuthetal sowie vor allem Turnhallen. In diesen Gebäuden müsste es eine grundlegende Sanierung geben – da reicht es nicht, einzelne Toilettenbecken auszutauschen. Bei einer Sanierung unter Beachtung der Energieeinsparverordnung reden wir bei einer alten DDR-Turnhalle von rund 1,5 Millionen Euro. Aber wir tun sehr viel für den Sport in den kommenden Jahren. Sporthallen mit insgesamt 17 Feldern in der Innenstadt, im Bornstedter Feld, am Stern und in Bornim werden gebaut. Das wird große neue Hallenkapazitäten auch für die Vereine bringen, die die Hallen am Nachmittag und Abend nutzen können.
Haben Sie genügend Mitarbeiter? In den vergangenen zehn Jahren hat sich da ja kaum etwas getan, obwohl die an den KIS gestellten Aufgaben zugenommen haben.
Grundsätzlich ja, aber wir merken verstärkt, dass es schwierig ist, bestimmte Fachkräfte zu gewinnen. So suchen wir derzeit qualifizierte Haustechnikingenieure. Gerade im technischen Bereich sind die Anforderungen an die Mitarbeiter in den zurückliegenden Jahren deutlich gestiegen. So muss sich beispielsweise ein Team um mittlerweile rund 4000 technische Anlagen kümmern. Aber wir haben uns auch zu einem sehr guten Team qualifizierter Kollegen entwickelt. Darüber hinaus organisieren wir die Arbeitsabläufe wesentlich effizienter als vor zehn Jahren und nutzen verstärkt die Möglichkeiten der IT.
Was erwarten Sie von der Stadt Potsdam für die kommenden zehn Jahre?
Es wäre schön, wenn die Bedarfsplanung in einzelnen Bereichen vorausschauender wäre. Und natürlich wünsche ich mir für die Schülerinnen und Schüler, dass wir auch die Schulen sanieren werden, die derzeit noch nicht im Sanierungsplan enthalten sind.
Die Fragen stellten Stefan Engelbrecht und Henri Kramer
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