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Radcross: Lieblingsjahreszeit: Winter
Raphael Schröder liebt Matsch und Dreck. Deswegen fing er mit dem Radcross an. Am Wochenende nimmt der 16-jährige Kleinmachnower zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft teil
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Raphael Schröder hat sich den Traum erfüllt, den jeder kleine Junge gerne leben möchte. Er darf sich fast jedes Wochenende im Schlamm dreckig machen – und seine Mutter ist dabei auch noch stolz auf ihn. Raphael Schröder fährt Radcross. Bei der Querfeldein-Variante des Radsportes geht es darum, möglichst schnell eine Strecke quer durch das Gelände, oftmals durch Schlamm und Matsch, über Wurzeln, bergauf und bergab zu bewältigen. Und Raphael Schröder ist sogar so erfolgreich darin, dass er nun vom Bund Deutscher Radfahrer für die Weltmeisterschaft am kommenden Wochenende im niederländischen Hoogerheide in der Wertungsklasse der U19-Fahrer nominiert wurde.
Es ist die erste Weltmeisterschaft, an der der 16-jährige Kleinmachnower teilnimmt. „Natürlich habe ich mich riesig über die Nominierung gefreut.“ Ein bisschen damit gerechnet hatte er allerdings schon. Schließlich gewann Raphael Schröder den diesjährigen Deutschland-Cup der Junioren. Und das erst in seiner dritten Cross-Saison.
Als er vor vier Jahren das erste Mal an einem Jedermann-Rennen im Rahmen der Deutschen Crossmeisterschaften in den Kleinmachnower Kiebitzbergen teilnahm, war an internationale Wettkämpfe noch lange nicht zu denken. Die Verantwortlichen des Radclubs Kleinmachnow sahen jedoch schon damals eine Menge Potenzial in dem jungen Sportler, der aus einer äußerst sportlichen Familie stammt, und luden ihn zum Training ein. „Bei meinen ersten Deutschen Meisterschaften wurde ich Letzter bei der U15“, erzählt Raphael Schröder. Davon entmutigen ließ er sich nicht. Zu diesem Zeitpunkt war er schließlich noch aktiver Triathlet und hatte im Radcross ziemlich viel Trainingsrückstand. „Beim Triathlon war ich im Schwimmen schlecht. Ich bin immer als einer der letzten aus dem Wasser gekommen, konnte mich dann beim Radfahren zwar wieder an die Spitze fahren, aber beim Laufen hatte ich dann dicke Beine“, erzählt er.
In diesem Winter hat Raphael Schröder beschlossen, sich ausschließlich auf das Radfahren zu konzentrieren. „Ich liebe den Winter. Und in Brandenburg gibt es nicht viele Sportarten, die im Winter draußen stattfinden“, erklärt er den Reiz seiner Sportart. „Meine Triathlontrainer haben mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf meine Entscheidung reagiert“, sagt er. „Einerseits fanden sie es schade, andererseits gönnen sie es mir natürlich sehr. Und ich bin immer wieder gern beim Training willkommen.“
In den letzten Wochen und Monaten trainierte Raphael Schröder allerdings alleine zu Hause mit seinem Vater: Grundlagentraining mit dem Fahrrad auf der Straße, Intervalltraining in den Kiebitzbergen oder auf dem Rennrad, was im hauseigenen Keller auf einer Rolle steht, und einmal in der Woche Techniktraining im Gelände standen auf dem Wochenplan des Gymnasiasten. „Die Schule ist sehr kooperativ“, erzählt seine Mutter, die nebenbei einen Brief der Schulleitung öffnet. „Ach schau, die Beurlaubung ist bestätigt worden“, sagt sie zu ihrem Sohn und freut sich über das Verständnis des Weinberg-Gymnasiums für Raphaels Sportkarriere. „Das Ganze funktioniert aber nur so lange, wie Raphi auch erfolgreich in der Schule ist“, weiß Mutter Andrea genau. Bisher muss sich die Familie darüber jedoch wenige Sorgen machen. Mit Einsen und Zweien steht der Zehntklässler als einer der Besten in seiner Klasse da.
Bereits am vergangenen Freitag machte sich Raphael Schröder gemeinsam mit seinen Eltern in einem Wohnmobil auf den Weg nach Frankreich. Dort durfte der 16-Jährige in Vorbereitung auf die WM an seinem zweiten Weltcup-Rennen teilnehmen. In Nommay belegte er den 37. Platz bei den Junioren. Ganz zufrieden war Raphael Schröder mit der Platzierung nicht, schließlich war es sein Ziel, unter den Top 25 zu landen und als drittbester Deutscher ins Ziel zu kommen. Das hat er deutlich verfehlt.
Anschließend ging es in die Niederlande, wo er sich nun gemeinsam mit seinem Kleinmachnower Landsmann Philipp Walsleben auf das WM-Rennen vorbereitet. Genügend Klamotten hat seine Mutter jedenfalls eingepackt. „Unterwegs ist es mit dem Waschen der völlig verdreckten Sachen wirklich schwierig, da habe ich schließlich keine Waschmaschine“, erzählt sie. „Wahrscheinlich werden wir in den Niederlanden mal einen Waschsalon aufsuchen müssen.“ Stolz ist sie auf jeden Fall auf ihren Sohn, auch wenn er sich ständig dreckig macht.
Luisa Müller
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