Landeshauptstadt: Lindenstraße 54: Lange Nacht der Demokratie
Jakobs besichtigte ehemalige NKWD-Zellen / Reaktion auf Brief Peter Runges
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Jakobs besichtigte ehemalige NKWD-Zellen / Reaktion auf Brief Peter Runges Innenstadt - An den am 3. Oktober dieses Jahres in Potsdam zentral für die Bundesrepublik ausgerichteten Feiern zum 15. Tag der deutschen Einheit wird sich die Gedenkstätte „Lindenstraße 54“ mit einer „Langen Nacht der Demokratie“ beteiligen. Dies erklärte gestern Hannes Wittenberg vom Potsdam-Museum am Rande eines Besuches von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und der Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, Birgit Müller (PDS), in dem ehemaligen Gerichts- und Gefängniskomplex. In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober sollen die Räume und Trakte speziell erleuchtet den Besuchern offen stehen. Wie Jann Jakobs sagte, soll die Exposition „Lindenstraße 54“ in das offizielle Programm für den 3. Oktober aufgenommen werden. Der Oberbürgermeister erklärte die bis dahin zu erbringenden baulichen und inhaltlich-konzeptionellen Leistungen zur Chefsache: „Wenn es da irgendwo klemmt, will ich es wissen.“ Bis zum Spätsommer, so Wittenberg, will das Potsdam-Museum für die „Lindenstraße 54“ der Öffentlichkeit einen neuen Ausstellungsrundgang vorstellen. Er wird aus drei Bereichen bestehen, so Wittenberg, die jeweils eine Phase aus der Vergangenheit des Hauses beleuchtet: die Zeit des Nationalsozialismus, die Nutzung durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD und die Phase als Gefängnis der DDR-Staatssicherheit. Weiterhin ist die Erstellung einer Häftlingskartei in Arbeit. Dies hatte der ehemalige NKWD-Häftling Peter Runge in einem Brief an den Oberbürgermeister gefordert. Runge zufolge sei die NKWD-Zeit von 1945 bis 1952 zu wenig thematisiert worden. Der Oberbürgermeister-Besuch galt daher laut Claus Peter Ladner vom Förderverein „Lindenstraße 54“ auch speziell den derzeitigen Bauarbeiten zur Erschließung der NKWD-Zellen im Keller. Ladner nannte die Kritik Runges „nicht schlecht, wir haben dieselben Ziele“. Runge hatte laut Ladner am 1.Mai 1946 keine rote, sondern eine weiße Nelke im Knopfloch getragen, was als „Hetze gegen die UdSSR“ ausgelegt wurde. Hannes Wittenberg nannte die Fokussierung auf die Staatssicherheitszeit „zu sehr verkürzt“. Das 1733 bis 1737 errichtete so genannte „Große Holländische Haus“ war zwischen 1933 und 1941 auch Sitz des „Erbgesundheitsgerichts“, das Menschen mit Behinderungen zu Zwangssterilisationen und -kastrationen verurteilte. Nach 1941 saßen in der Lindenstraße zunehmend politische Gefangene für die Anklage des NS-Volksgerichtshofes, unter anderem Werner Seelenbinder, hingerichtet am 2. Dezember 1944 in Brandenburg/Havel. Guido Berg
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