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Saniert. Das Posttor im Park Sanssouci ist bereits saniert, nun wird das Pendant Lindstedter Tor im Schirrhof wieder hergestellt. 1893 war es die Eingangspforte des deutschen Pavillons auf der Weltausstellung in Chicago.

© A. Klaer

Von Erhart Hohenstein: Lindstedter Tor ausgebaut

Nach dem Posttor wird auch dieses bekannte Sanssouci-Portal aus der Kaiserzeit repariert

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Sanssouci - Aus dem Parkzaun von Sanssouci ist am westlichen Ende der Maulbeerallee das Lindstedter Tor ausgebaut worden. Es wurde auf den Schirrhof (Handwerkerhof) der Schlösserstiftung in die Schmiedewerkstatt gebracht. Dort wird das repräsentativ gestaltete Tor nun Schritt für Schritt repariert. Im wilhelminischen Geschmack des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist das Tor reich mit Ornamenten, Ranken und Blüten geschmückt. Deshalb müssen Hunderte Teile entrostet und bearbeitet, einige auch nachgeschmiedet werden.

Dabei können Kunstschmiedemeister Martin Richert und seine Mannschaft auf die Erfahrungen zurückgreifen, die sie bei der Wiederherstellung des so genannten Posttores gesammelt haben. Dieses Tor war mit Überschüssen aus der Schlössernacht restauriert und im August 2009 wieder an seinem alten Standort gegenüber der einstigen Kaiserlichen Post an der Geschwister-Scholl-Straße eingehängt worden. Beide Tore sind bis ins Detail gleich, stellten sie doch einst die Seiten einer riesigen Dreiflügelanlage dar. Diese war von der Kunstschmiede Gebrüder Armbrüster in Frankfurt (Main) angefertigt worden und bildete 1893 den Eingang zum deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Chicago.

Nach Ende der Ausstellung fand sich für das Portal keine neue Verwendung. Schließlich sprang Kaiser Wilhelm II. ein und kaufte es an. Das Mitteltor ließ er 1896 am Sanssouci-Eingang Obelisk einbauen; es wurde 1931 unter Gartendirektor Georg Potente als für den friderizianischen Park stilwidrig entfernt und verschrottet. Dagegen blieben die beiden Seitenportale erhalten, die an den Enden der in der wilhelminischen Ära angelegten Lindenavenue und ihrer Weiterführung bis zur Maulbeerallee aufgestellt wurden. 1997 wurde das Tordrittel an der Geschwister-Scholl-Straße wegen seines schlechten Erhaltungszustandes ausgebaut und eingelagert. Es wurde bis zum Wiedereinbau durch ein schlichtes Gitter ersetzt.

Dagegen musste das Lindstedter Tor bis vor kurzem in Wind und Wetter aushalten. „Vom Ende des Zweiten Weltkriegs herrührende Einschüsse wie das Posttor besitzt es zwar nicht“, hat Martin Richert festgestellt. „Dafür ist es aber in schlechterem Erhaltungszustand.“ Einige freche Spatzen hatten es sogar als Nistplatz verwendet. Ausgebaut und in die Reparatur einbezogen wurden auch benachbarte Segmente des Gitterzauns. In der Schmiedewerkstatt, die mit Aufgaben bei Sanierungen und für Ausstellungen stark ausgelastet ist, wird die Reparatur des Lindstedter Tors Schritt für Schritt vorangetrieben. Sie soll 2012 abgeschlossen werden.

Die vom Posttor Richtung Neuen Palais verlaufende Avenue, die sich zum Lindstedter Tor weiter fortsetzt, soll wie alle Gartenanlagen am Neuen Palais bis zum Friedrich-Jubiläum 2012 aufgewertet werden. Sie befindet sich zurzeit nicht in befriedigendem Zustand. Die Arbeiten sollen im nächsten Jahr beginnen, teilte der zuständige Gartenkustos Gerd Schurig auf Anfrage mit. Das seit Kriegsende 1945 verschlossene Lindstedter Tor soll nach Abschluss der Restaurierung dann wieder als einer der Parkeingänge dienen.

Erhart Hohenstein

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