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Attackiert. Das gastgebende Lokal wurde mit Farbbeuteln beworfen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Linke kündigt Demo gegen Rechtsrock an

Farbbeutel gegen Lokal in Bornstedt geworfen

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Bornstedt - Der Angriff ließ nicht lange auf sich warten: Kaum 24 Stunden nach Bekanntgabe des Rechtsrock-Konzerts in Bornstedt wurde das Lokal „Viktoria Eck“ mit einer Handvoll Farbbeuteln beworfen. Nach Angaben eines Polizeisprechers ereignete sich die Tat am frühen Freitagmorgen zwischen 0.30 und 1.15 Uhr. Die offenbar linksradikalen Täter wurden aber nicht mehr angetroffen.

Unterdessen kündigte die Linkspartei an, am Samstag vor Ort gegen das Konzert des Rechtsrock-Musikers Sacha Korn demonstrieren zu wollen. Die Landtagsabgeordnete Isabelle Vandre meldete eine Kundgebung unter dem Motto „Rechtsrockern die Show stehlen“ an. Beginnen soll die Versammlung um 18.30 Uhr, geplantes Ende ist um 21 Uhr. Die Polizei ist ohnehin alarmiert, muss nun vor Ort auch noch beide Lager trennen. Chancen, im Vorfeld des Konzertes einzugreifen, sieht die Stadt Potsdam bisher nicht. Bei privaten Feiern könne die Stadt nichts ausrichten, so ein Sprecher. Korn selbst sagte den PNN, sein Management habe das Lokal als Veranstaltungsort organisiert. „Ich werde mich nächstes Mal persönlich um den Lindenpark bemühen“, erklärte Korn.

Das Anti-rechts- Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“, das unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) steht, positionierte sich gegen das Konzert. „Derartige Konzerte widersprechen dem Leitbild der Landeshauptstadt Potsdam, das sich für eine tolerante Gesellschaft ausspricht. Veranstaltungen, die diesen Grundsatz infrage stellen, haben in Potsdam keinen Raum“, sagte Anne Pichler, die stellvertretende Vorsitzende des Bündnisses.

Brisant ist, dass ein Teil der Konzerteinnahmen auf ein Spendenkonto der Bandidos fließen soll. Ein Pressesprecher der Gruppe sagte, dass es sich aber um keine Veranstaltung der Bandidos handele. Vielmehr beteiligten sich viele Außenstehende an der Spendenaktion, die den Eltern eines im März ermordeten Neunjährigen aus Herne (Nordrhein-Westfalen) zugutekommen soll. Der Stiefvater des Jungen ist Mitglied der Bandidos.

Der rechtsextremen Szene zuordnen lässt sich Sacha Korn auf den ersten Blick nicht. Mehrere seiner Lieder sind aber bereits auf einer Schulhof-CD der rechtsextremen NPD erschienen, auch für einen Wahlwerbespot nutzte die Partei einen Korn-Song. Wiederholt hatte sich Korn von der NPD-CD distanziert. Der brandenburgische Verfassungsschutz hatte dazu eine Passage über Korn in seinem Bericht streichen müssen. Ein im Vorfeld des Konzertes veröffentlichter Antifa-Bericht weist dennoch auf Verbindungen zum Rechtsextremismus hin: Sacha Korns Bassist soll das frühere Berliner Landesvorstandsmitglied der NPD Jan Michael Keller sein. Laut den Recherchen der Antifa- Gruppe sollen wiederholt Neonazis Darsteller in Korns Musikvideos gewesen sein, etwa der Inhaber eines Teltower Tattoostudios, dessen Körper mit SS-Runen und Hakenkreuzen tätowiert ist. Korn sagte den PNN, dass er sich „von Extremismus, Gewalt, und sämtlichen Ideologien distanziere“. Zu Auftritten von Neonazis in den Videos sagte er, Menschen, die vor Jahren „eventuell vom rechtschaffenden Weg abkamen“, sei „eine zweite Chance zuzubilligen“. René Garzke

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