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Von Erhart Hohenstein: Linke will Wiesner-Platz

Erinnerungsveranstaltung zum 100. Geburtstag des Antifaschisten und Schriftstellers Otto Wiesner

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Teltower Vorstadt - Nach Otto Wiesner sollte in Potsdam ein Platz benannt werden. Diesen Vorschlag unterbreitete Marcus Pilarski von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Die VVN hatte am Samstag gemeinsam mit dem Mauthausenkomitee und dem Humanistischen Verband auf dem Potsdamer Neuen Friedhof an der Grabstätte Wiesners an den 100. Geburtstag des 2006 verstorbenen kommunistischen Widerstandskämpfers und Schriftstellers erinnert.

Die Linken waren durch Umweltministerin Anita Tack und den Potsdamer Fraktionsvorsitzenden und Oberbürgermeisterkandidaten Hans-Jürgen Scharfenberg vertreten. Scharfenberg sagte Unterstützung für den Vorschlag zu und will einen Antrag für einen Otto-Wiesner-Platz in die Stadtverordnetenversammlung einbringen. Für den 22. September kündigte Pilarski eine Lesung aus Werken Wiesners im Bürgerhaus am Schlaatz an

Der Anfang 2006 im Alter von 95 Jahren verstorbene Antifaschist galt als eine Vaterfigur der Potsdamer Linken. Am 14. August 1910 in Hamborn im Rheinland in einer kinderreichen Arbeiterfamilie geboren, war Otto Wiesner als 16-Jähriger dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und dann der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) beigetreten. Wegen des von ihm von der Tschechei aus als Kurier unterstützten Widerstandes gegen die Nationalsozialisten wurde er 1934 verhaftet. Elf Jahre musste der gelernte Schriftsetzer in Zuchthäusern und Konzentrationslagern verbringen, ehe er am 5. Mai 1945 aus dem KZ Mauthausen befreit wurde. Danach hatte Wiesner als Landesvorsitzender der DDR-Jugendorganisation FDJ und in ihrem Zentralrat wesentlich zum Aufbau und zur Stabilisierung des DDR-Regimes beigetragen. Ab 1950 arbeitete er beim Zentralkomitee der SED. 1955 wurde Wiesner Leiter der Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens Schloss Cecilienhof, danach wissenschaftlicher Mitarbeiter des in Potsdam untergebrachten Deutschen Zentralarchivs. Bis ins hohe Alter hat Otto Wiesner in ungezählten Gesprächen mit Schülern die Erinnerung an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft wach gehalten. Darin bestehe, so die Einschätzung vieler Potsdamer, das Hauptverdienst des Kommunisten, der noch kurz vor seinem Tode ins Goldene Buch der Landeshauptstadt aufgenommen wurde.

Von Jugend an hatte Otto Wiesner Gedichte und Erzählungen geschrieben. 1960 wurde er in den Schriftstellerverband der DDR aufgenommen. Zu seinen bekanntesten Büchern zählt „Ein Unerwünschter kehrt zurück“ (2000). In dem Werk hat er seine persönlichen und politischen Erfahrungen aufgearbeitet.

Erhart Hohenstein

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