
© Jan Kuppert
Von Michael Meyer: Linksfuß mit neuer Spielfreude
Corina Schröder tritt mit Turbine Potsdam im Bundesliga-Spitzenspiel bei ihrem Ex-Verein Duisburg an
Stand:
Die Haarpracht ist schon so etwas wie ein Markenzeichen Corina Schröders. Wenn bei Spielen Turbine Potsdams ein langer blonder Pferdeschwanz an der linken Außenbahn auf und ab wippt weiß man: Turbines einziger wirklicher Linksfuß ist unterwegs. Das dürfte auch am morgigen Samstag der Fall sein, wenn Potsdam im Spitzenspiel der Frauenfußball-Bundesliga beim Tabellenführer FCR Duisburg antritt – Schröders bisherigem Heimatverein.
Im Sommer kam die von ihren Freunden nur „Coco“ gerufene Kickerin gemeinsam mit Nationalspielerin Fatmire Bajramaj von Duisburg zum Deutschen Meister an die Havel. „Und ich habe diesen Schritt keinen Moment bereut“, sagt Corina Schröder. „Ich habe hier meine Spielfreude wiedergefunden.“ Beim FCR, für dem sie nach ersten Fußball-Schritten im heimatlichen Dorfverein Blau-Weiß Dingden die letzten acht Jahre gekickt hatte, durfte sie nach Bekanntgabe ihres Wechsels zu Turbine kaum noch spielen – das ist inzwischen anders. Bis auf das Champions-League-Heimspiel gegen Honka Espoo (8:0) und die Pokal-Heimpartie am Mittwoch gegen Oldesloe (7:0) stand die 23-Jährige durchweg in Turbines Startelf.
Den Konkurrenzkampf gegen Viola Odebrecht, die in der vergangenen Saison das linke Mittelfeld beackerte, hat „Coco“ Schröder zunächst gewonnen. „Und natürlich hoffe ich, auch jetzt in Duisburg mitspielen zu dürfen“, meint die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau, die sich nach ihrem ersten großen Schritt aus der Heimat heraus erst einmal ganz auf den Fußball konzentrieren und in Potsdam einleben will. „Das machen mir meine neuen Mitspielerinnen, mit denen ich auch außerhalb des Trainings viel unternehme, aber leicht.“ Das Training im Luftschiffhafen sei sehr gut. „Es ist anders als in Duisburg, manchmal auch sehr hart. Aber es bringt mich weiter nach vorn“, glaubt die Hobby-Reiterin. „Es gibt einiges, wo ich mich noch verbessern muss, beispielsweise im Abschluss. Ab und an hätte ich auch schonmal das Tor treffen müssen.“
Turbines Cheftrainer Bernd Schröder hält eine Menge von seiner neuen Spielerin. „Coco bringt Spielintelligenz und technisch sehr gute Grundlagen mit. Abgesehen von Abstrichen in München hat sie bisher gut gespielt“, erzählt er, um zugleich zu relativieren: „Sie hat aber auch noch Reserven nach oben und darf sich nicht zu sehr selbst unter Druck setzen.“ Auch wenn der Coach es vorab nicht bestätigen will – in Duisburg dürfte er erneut auf die Fähigkeiten seiner Namensvetterin setzen. „Das wird am Samstag ein tolles Spitzenspiel werden. Dann treten die beiden technisch besten Mannschaften Deutschlands gegeneinander an. Wenn wir da nicht verlieren, sind wir weiter vorn dabei“, meint der 67-Jährige, der heute mit seiner Mannschaft traditionell nach Haltern am See reist, „wo wir uns letztmals auf das Spiel vorbereiten“. Im Frühjahr gewann Turbine beim FCR mit 3:0 durch Tore Anja Mittags (2) und Jessica Wichs, ehe sich Duisburg im DFB-Pokalfinale mit einem 7:0 gegen Potsdam revanchierte. Zweimal netzte dabei im Berliner Olympiastadion die letztjährige Torschützenkönigin Inka Grings ein, die in dieser Saison mit acht Treffern schon wieder die Torjägerliste anführt. „Eine Sonderbewachung wird es für Grings aber nicht geben“, kündigt Bernd Schröder an.
„Ich hoffe, dass Inka, mit der ich gut befreundet bin, diesmal leer ausgeht“, meint Corina Schröder, die in Potsdam-West eine Wohngemeinschaft mit Fatmire Bajramaj bildet. Sie erwartet morgen ebenfalls „ein spannendes Spiel, das für mich natürlich ein ganz besonderes ist und in das wir selbstbewusst gehen können“. Ein Sieg für Turbine sei an der Wedau durchaus drin, so die Neu-Potsdamerin. „Duisburg ist weiterhin eine starke Mannschaft, aber wir können und wollen die drei Punkte mitnehmen.“ Sollte sie morgen im PCC-Stadion auf der linken Seite kicken, könnten sich die FCR-Fans wundern – über ihre Leistung, auf alle Fälle über die Optik. „So einen langen und blonden Pferdeschwanz wie jetzt hier“, sagt die Kickerin, „ hatte ich in Duisburg noch nicht.“
Anpfiff ist morgen um 14 Uhr.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: