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Sport: Linksschläger mit Zukunft

Sebastian Brendel wird nach zweifachem Junioren-EM-Gold nun Sportsoldat

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Der Linksschläger ist selbstbewusster geworden. „Ich hatte schon zweimal Gold im Hinterkopf und habe den Gegnern gleich gezeigt, was ich kann“, erzählte Sebastian Brendel nach seiner Rückkehr von den Kanu- Europameisterschaften der Junioren in Athen. Auf der Olympia-Strecke von 2004 hatte der 18-Jährige vom KC Potsdam, der das Paddel links durchs Wasser zieht, im Einer-Canadier über 500 und 1000 m mit Start-Ziel-Siegen jeweils Gold erpaddelt – damit gelang ihm ein Doppeltriumph wie schon ein Jahr zuvor bei den Junioren-WM in Szeged. Außerdem gewann er Bronze mit dem deutschen Vierer-Canadier über 500 m; dabei knieten auch seine Klubkameraden Kurt Kuschela und Alexander Koschker mit im Boot. „Über die beiden Titel freue ich mich genau so wie über die bei den Weltmeisterschaften, denn solche Erfolge zu wiederholen ist schwer“, erklärte er. „Außerdem hatte ich in diesem Jahr andere Prämissen gesetzt.“

Brendel wurde eher „so nebenbei“ zweifacher Europameister, denn das Abitur- Jahr am Potsdamer Oberstufenzentrum I forderten viel Kraft und Zeit vom ihm. „Ich habe beispielsweise im Winter nicht alle Trainingslager mitmachen können und musste meine Zeit streng einteilen“, erklärte der 1,92-Meter-Mann. „Trotzdem bin ich bei den EM optimal vorbereitet an- getreten. Und durch die Erfolge im letzten Jahr auch mit mehr Selbstvertrauen.“

Trainer Ralph Welke sieht seinen Schützling gegenüber der Konkurrenz mehrfach im Vorteil: „Er besitzt ein sehr gutes Bewegungsgefühl, hat kräftemäßig weiter zugelegt und nutzt besser als viele andere den optimalen Druckpunkt auf dem Paddel.“ Und Potsdams Kanu-Chef Jürgen Eschert – 1964 selbst Canadier- Olympiasieger – gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er über den jungen Mann spricht: „Sebastian ist für ich das seit Jahren größte Talent sowohl für unseren Verein wie für den Deutschen Kanu-Verband im Canadier. Er ist von seiner Persönlichkeit her schon sehr gereift, so dass er den Weg nach ganz oben schaffen kann.“

Brendel selbst hält den Ball noch flach: „Wir haben in Deutschland zahlreiche schnelle Einer-Fahrer“, glaubt der einstige Schwedter, der in seiner Heimatstadt Fußball und Judo als zu langweilig empfand und so 1996 zu den Kanuten fand, drei Jahre später von Kajak in den technisch anspruchsvolleren Canadier wechselte und 2000 nach Potsdam kam. Hier wird er nach erfolgreichem Abitur nun beste Bedingungen für seinen Sport haben, denn im Oktober rückt er in die Bundeswehr-Sportkompanie ein. Zunächst geht es gemeinsam mit Klubkameradin Fanny Fischer – die mit den WM der Leistungsklasse ihren Saisonhöhepunkt noch vor sich hat – zum zweimonatigen Grundwehrdienst in Nienburg, „und danach kann ich optimal trainieren“, freut sich Brendel schon.

Zunächst aber stehen Ende August die Deutschen Meisterschaften auf dem Brandenburger Beetzsee an. Sebastian Brendel wird dort zwölfmal (!) auf Titeljagd gehen; sowohl im Einer als auch im Zweier der Junioren, dazu im C1 und C8 der Leistungsklasse. In jener Leistungsklasse sieht der Potsdamer zunächst noch keine echten Erfolgschancen, obwohl ihm sein Trainer angesichts der erreichten Fahrzeiten dort „durchaus schon ordentliche Leistungen“ zutraut. 2007 will Brendel es bei den Europameisterschaften der U23 wissen – möglichst wieder im Einer. Wohl wissend, das nur mit links nichts zu erreichen ist.

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