zum Hauptinhalt
Spiel der Emotionen. Potsdams Trainer Alberto Salomoni brachte seine ganze Leidenschaft ein, um seine Volleyball-Frauen auf Kurs zu halten.

© G. Pohl

Sport: Live-Krimi zur besten Sendezeit

An Spannung war die Aufholjagd der Volleyballerinnen des SC Potsdam gegen den Dresdner SC nach einem 0:2-Rückstand nicht zu überbieten. Am Ende gewannen die Gäste

Stand:

Die Dramatik war kaum zu überbieten, das Ergebnis machte am Ende alle zufrieden. Das Volleyball-Match zwischen dem SC Potsdam und dem Dresdner SC (DSC) am zweiten Spieltag der Frauen-Bundesliga war beste Werbung für diesen Sport. 3:2 (25:21,25:14,22:25,24:26,16:14) gewannen am Ende die Gäste von der Elbe. Doch als Verlierer fühlten sich die Potsdamerinnen nicht. Zwei Sätze lagen sie bereits zurück, ehe sie eine Aufholjagd begannen, die die 1 450 Zuschauer am Ende der dritten, vierten und fünften Sätze zu stehenden Ovationen animierte. Im finalen Satz trieben sich die Rivalen auf dem Parkett der MBS Arena schließlich bis zum 14:14 gegenseitig zum Matchball – das glücklichere Ende hatte am Ende der amtierende deutsche Meister. „Für die kommenden Spiele war es ein Gewinn, dass wir uns so zurückgekämpft haben“, sagte Lisa Gründing.

„Nichts für schwache Nerven“, sagte Potsdams Trainer Alberto Salomoni. Der Italiener hatte an der Seitenlinie ein emotionales Wechselbad in all seinen Facetten durchlitten. Er fluchte und jubelte, mal ballte er die Faust zur Freude, mal aus Ärger, mal schüttelte er den Kopf, dann wieder klatschte er anerkennend. Am Ende sagte er geschafft: „Kompliment an meine Mannschaft, wie toll sie dann zurückgekommen ist."

Das Spiel war zunächst auf beiden Seiten von Nervosität geprägt.Ballwechsel gab es zunächst kaum, beide Team brachten ihre Angriffe selten ruhig zu Ende. Am Ende des ersten Durchgangs war es vor allem der Dresdner Block, der den Unterschied zum Satzgewinn machte. Satz zwei wurde zu einer schnellen Angelegenheit: Die Potsdamerinnen kamen überhaupt nicht zurecht, die Abstimmung passte nicht, viele Bälle wurden unpräzise geschlagen. Der Meister wähnte sich nach dem klaren 25:14 auf der Siegerstraße, der dritte Satz schien reine Formsache – und beim Stand von 16:11 für die Gäste auch gelaufen.

Eine Geste genau in diesem Moment sollte kennzeichnend werden für den weiteren Spielverlauf. SCP-Neuzugang Michala Kvapilová munterte Libera Lisa Rühl auf, der irgendwie nicht mehr zum Lachen zumute war. „Im Frauen-Volleyball ist immer alles möglich. Ich habe immer daran geglaubt, dass wie noch einmal ins Spiel zurückfinden“, sagte die Tschechin später. Tatsächlich hatte Lisa Rühl schon während des dritten Satzes wieder Grund zum Jubeln. Denn der von Trainer Salomoni vorgenommene Wechsel zeigte zunehmend Wirkung. Er hatte Lisa Gründing für Michala Kvapilová und Nikola Radosová für Jessica Rivero aufs Feld geschickt. Und der SCP kämpfte sich zurück, glich zum 17:17 aus und verkürzte mit dem 26:24-Satzgewinn auf 1:2. Das Publikum stand zum ersten Mal. Das zweite Mal erhob es sich am Ende des vierten Satzes, den der SCP schnell mit einer 4:0-Führung begonnen hatte, der sich dann aber zu einem Kopf-an-Kopf-Duell entwickelte. Für Potsdam hatte Bernada Cutuk am Netz starke Szenen, Lisa Gründing schlug von der Außenposition gute Bälle und die Mexikanerin Seomara Sainz deutete zunehmend bei der Annahme und auch auf der Außenposition ihre Qualitäten an. „Das war noch zu viel wie eine Welle – hoch und runter“, analysierte sie nach Spielende ihre Leistung. Mit einem 25:22-Satzgewinn belohnten sich die Potsdamerinnen für ihre Aufholjagd und luden anschließend ihren Trainer und das Publikum zum finalen, 20-minütigen Nervenkitzel ein. 1:4 lag der SC Potsdam im fünften Satz zunächst zurück, beim 7:7 war er wieder dran. Beim 12:14 aus Potsdamer Sicht vergaben die Gäste ihren ersten Matchball – sie schlugen ihre Aufgabe ins Aus. Jessica Rivero hämmerte Potsdam zum 14:14, doch den zweiten Matchball nutze der deutsche Meister.

Deren Trainer Alexander Waibl sprach am Ende von einem Spiel auf Augenhöhe: „Kompliment an Alberto Salomoni. Vom SC Potsdam werden wir sicherlich noch viel Tolles sehen“, sagte er. Waibls Dank ging zudem an das Publikum. „Es macht immer wieder Spaß, hier zu spielen.“

„So wie das Spiel gelaufen ist, sind wir ein bisschen traurig über die Niederlage“, sagte SCP-Coach Salomoni unmittelbar nach Ende der Partie. Wirklichen Grund gibt es dafür indes nicht. Nach dem erfolgreichen 3:2-Saison am vergangenen Mittwoch in Aachen und dem Krimi gegen den DSC haben die Potsdamerinnen deutlich zu verstehen gegeben, dass sie auch in dieser Saison für jeden Gegner unbequem sein können.

SCP: K. Radzuweit, B. Cutuk, G. Carraro, M. Kvapilová, J. Rivero, S. Sainz, L. Rühl, L. Gründing, N. Radosová, D. Engel, A. Klamke, S. Dreblow (o.E.)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })