Flüchtlinge in Potsdam: Lob und Kritik an Plänen für Flüchtlingsheim
Mehr als 100 Anwohner kamen zu der Versammlung in Potsdam-West: Es ging um ein neuartiges Konzept zur Unterbringung von Flüchtlingen. Die Stadt will so eine Ghettoisierung vermeiden.
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Potsdam-West - Bedenken gab es, Kritik ebenso – doch auch viel Zustimmung: Bei einer Einwohnerversammlung in der „Jahn“-Sportschule hat die Stadtverwaltung am Montagabend ihre Pläne vorgestellt, ab Dezember bis zu 70 Flüchtlinge in zwei Wohnblöcken in der Haeckelstraße unterzubringen – Tür an Tür mit den jetzigen Anwohnern. Nach zwei Jahren in Potsdam-West sollen die Asylbewerber dann in ein noch nicht errichtetes Haus in der Heinrich-Mann-Allee ziehen.
Zu der Veranstaltung kamen mehr als 100 Anwohner aus dem Viertel, ein weiteres Treffen soll am 25. November folgen. Kritik gab es vor allem an der Informationspolitik der Stadt, die am vergangenen Donnerstag die Pläne publik gemacht hatte. Ohne die Anwohner einzubeziehen seien Tatsachen geschaffen worden, kritisierte ein Mann. Dagegen sagte der Präsident des Stadtparlaments, Peter Schüler (Grüne), die Stadtverordneten müssten dem Plan noch zustimmen. Doch sei die gefundene dezentrale Lösung begrüßenswert, da es so zu keiner Ghettoisierung komme. Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) sagte, ein anderer Zeitablauf sei nicht möglich gewesen – die Flüchtlinge müssten kurzfristig aus dem überfüllten Auffanglager in Eisenhüttenstadt nach Potsdam kommen. Die Frage, in welche Schulen die Kinder der Flüchtlinge gehen sollen, werde mit dem Schulamt besprochen, so die Dezernentin. Anwohner hatten gefragt, ob ihre Kinder nun vielleicht keinen Platz in nahe gelegenen Schulen bekommen könnten.
Bei den Flüchtlingen handele es sich um Familien, unter anderem aus Tschetschenien, Somalia und Serbien, hieß es. „Diese Menschen, die zum Teil durch Kriegserfahrungen traumatisiert sind, sollen in unserer Stadt ankommen können“, sagte Müller-Preinesberger. Es werde einen Wachschutz geben – und die Integration der Asylbewerber solle von Sozialpädagogen und Nachbarschaftsinitiativen begleitet werden. Dafür sucht die Stadtverwaltung mittels eines Interessenbekundungsverfahrens einen erfahrenen Sozialträger, der bei Problemen und Sorgen permanent erreichbar sein soll.
Für kleinere Projekte mit den Flüchtlingen wolle die Stadt nächstes Jahr 25 000 Euro zur Verfügung stellen, kündigte Müller-Preinesberger an – ähnlich hatte die Stadt bereits vor vier Jahren agiert, als das Flüchtlingsheim am Schlaatz eröffnet wurde. Die dort wohnende frühere Stadtverordnete Hella Drohla (Linke) sprach den Anwesenden aus Potsdam-West ein Kompliment aus: Bei den Bürgerversammlungen zu dem Heim am Schlaatz seien damals die Fetzen geflogen, die Debatte nun sei sehr viel sachlicher. Und: Die meisten Bedenken hätten sich später als unbegründet erwiesen, so Drohla weiter. HK
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