Links und rechts der Langen Brücke: Lockruf des Sports
Peer Straube freut sich über die Ansiedlung eines Decathlon-Marktes neben dem Stern-Center
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Dass der Sportausrüster Decathlon an Potsdam festhält, ist eine gute Nachricht. Denn sie beweist eines: Die Landeshauptstadt ist trotz des vielfach kolportierten Kaufkraftabflusses nach Berlin auch für große Ketten offenbar lukrativ genug, selbst die Bundeshauptstadt auszustechen. Denn in Berlin gibt es keinen Decathlon-Markt, ebenso nicht im Rest Ostdeutschlands. Die Beharrlichkeit, mit der der französische Sportartikelgigant, der im letzten Jahr fast sechs Milliarden Euro umgesetzt hat, an Potsdam glaubt, erstaunt umso mehr, wenn man sich die Querelen in Erinnerung ruft, die es um den favorisierten Standort gegeben hatte – den Drewitz-Park. Als Magnet für das 80-Millionen-Euro-Einzelhandelszentrum von Projektentwickler Henrik Aldinger gedacht, scheiterte das gesamte Vorhaben schließlich am Widerstand der Kirchsteigfeld-Anwohner und der Stadtpolitik. Während die Gewerbebrache an der Autobahn nun einer ungewissen Zukunft entgegensieht, hat sich die Hamburger ECE-Gruppe nun den Sportausrüster geschnappt. Ein cleverer Schachzug. Denn das benachbarte Stern-Center, ebenfalls in ECE-Hand, bekommt damit eine attraktive Angebotsergänzung vor die Haustür gestellt, die ihre Lockwirkung auf die Kunden nicht verfehlen wird. Und es darf getrost angenommen werden, dass nicht wenige Decathlon-Besucher auch noch einen Bummel durchs Stern-Center machen und dort ebenfalls den einen oder anderen Euro ausgeben. Widerstände von Anwohnern oder aus der Stadtpolitik dürfte es diesmal keine geben. Anders sieht es mit den Innenstadthändlern aus. Der Outdoor- und Sportartikelmarkt wächst auch dort. Mit dem „Aussteiger“ in der Wilhemgalerie eröffnet in wenigen Tagen ein weiterer Anbieter. Doch muss auch der Einzelhandel in der Innenstadt lernen, sich neuer Konkurrenz zu stellen. Um die Branche muss einem nicht bange werden. Vor allem der Outdoormarkt boomt, immer mehr entdeckt die gutsituierte Mittelschicht ihre Lust am Abenteuer und an teils extremen Sportarten, deren Ausübung sie sich auch, was das Material angeht, einiges kosten lässt. Das Nachsehen hat an dieser Stelle allein Drewitzpark-Entwickler Henrik Aldinger. Wie auch immer der Kompromiss für den Drewitz-Park aussehen mag – er wird sich ein neues Zugpferd suchen müssen.
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