Ist es Antiamerikanismus, an die Opfer der Atombomben-Abwürfe von Hiroshima und Nagasaki zu erinnern? Wird mit einem Gedenken an die Leiden der Einwohner die Kriegsschuld Japans relativiert? Mit diesen politologisch-philosophischen Großfragen beschäftigte sich am Donnerstag der Kulturausschuss. Grund ist eine Gedenkstele am jüngst so benannten Hiroshima-Platz vor der Truman-Villa in Babelsberg. Eine einfache Antwort wird nicht geben können, wer militär-strategisches Für und Wider abwägt. Auch nicht, wer sich in der Logik des Krieges verstrickt und mit der Rationalität von Generalstäblern am grünen Tisch über die Auslöschung von Städten nachdenkt. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, lässt Antoine de Saint-Exupéry seinen kleinen Prinzen sagen. Das ist der Ansatz, der den Weg aus dem politologischen Dilemma weist. Kann es falsch sein, die Perspektive der Leidenden einzunehmen? Muss man sich durch akademisches Nachdenken in eine Situation drängen lassen, in der man den Tod von tausenden Kindern nicht mehr aufrichtig bedauern kann? Nein. Niemand sollte sich davon abhalten lassen, den Stein des Humanismus ein Stück weiter nach oben zu rollen.
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