Landeshauptstadt: Lohn und Brot durch Bed and Breakfast
Waisenhaus-Stiftung will mit 50 ehemaligen Arbeitslosen Hotel bauen / Kostenpunkt: 1,8 Millionen Euro
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Innenstadt - Sie spritzen Wasser gegen Wände, reißen Tapeten ab. Die derzeit sechs Arbeitslosen haben alle Hände voll zu tun, um den Umbau des Barockhauses in der Lindenstraße 28/29 zum Hotel vorzubereiten. Die soll spätestens im September 2007 beginnen. Wenn alles gut geht, erhalten die zur Vorbereitung eingesetzten Ein-Euro-Jobber dann einen richtigen Arbeitsplatz, sagte Jürgen Pankonin, Geschäftsführer der Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam gestern vor Journalisten. Denn Ziel der Stiftung ist es, bis zu 50 feste Mitarbeiter und zwölf Auszubildene einzustellen, die das eigene Haus auf Vordermann bringen ehe es 2010 als „Bed and Breakfast“ eröffnen soll.
Dafür muss eine Fachfirma nun als nächsten Schritt erst einmal einige schadstoffbelastete Holzbalken aus dem Dachgeschoss austauschen, sagte der von der Stiftung beauftragte Architekt Olaf Gibbins. Die Bauteile waren in der Vergangenheit mit giftigen Holzschutzmitteln eingestrichen worden.
Später sollen die neuen Mitarbeiter in der Etage unter dem Dach neun Doppelbettzimmer mit Bad und einen Gemeinschaftsraum errichten, insgesamt wird es in dem zweistöckigen Haus wie berichtet Platz für 65 Übernachtungsgäste in Ein- bis Vier -Bett-Zimmern geben. Die zuständigen Handwerker – vom Maurer über den Holzmechaniker bis zum Glaser - sollen so nach teilweise langer Arbeitslosigkeit bei der Stiftung endlich wieder einen Job finden. Auch die Stiftungs-Lehrlinge sollen übernommen werden, nachdem sie ihre Ausbildung beendet haben. Um den nötigen Arbeitsplatz zu schaffen, sollen entsprechend viele Angestellte dann wieder gehen. Die zusätzliche Berufserfahrung auf der Stiftungsbaustelle soll ihnen helfen, einen neuen Job zu finden. Die Arbeitsstellen, die durch das „Bed and Breakfast“-Projekt entstehen, will die Paga (Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung Arbeitssuchender) fördern. In welchem Umfang, konnte Paga-Sprecher Jörg Bindheim gestern noch nicht sagen. Pankonin hofft auf mindestens 600 000 Euro Fördergelder. 1,8 Millionen Euro werde das Projekt insgesamt kosten. Ungefähr 1,2 Millionen Euro davon muss die Waisenhausstiftung voraussichtlich selbst stemmen.
Zum Beispiel um Land für das künftige Hotel zu kaufen: Bislang führt auf der Hofseite nur ein schmaler Weg in die Hintereingänge des Hotels in der Lindenstraße. Und eigentlich gehört der Stiftung nicht einmal dieser Pfad. Der Zaun, der ihn vom Gelände der Humboldtschule trennt, sei nur geduldet, sagte Pankonin. Darum wolle die Stiftung nun 600 Quadratmeter vom Schulgelände erwerben. Er habe bereits bei der Verwaltung nachgefragt, so Pankonin.
Wenn das neue Hotel eröffnet wird, sollen sich zwölf Mitarbeiter unter 25 Jahren und fünf Auszubildende um die Potsdam-Touristen kümmern. Der so genannte Jugendbetrieb soll sich später selbst tragen und nicht auf Subventionen angewiesen sein, betonte Pankonin. Aber auch in der Baubranche wolle seine Stiftung weiterhin Arbeitsplätze schaffen: Das Gebäude in der Schopenhauerstraße 5 - 7 soll zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut werden (PNN berichteten). Juliane Wedemeyer
Juliane Wedemeyer
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