MEINE Woche: Lost in Translation

Ich als Englischstudentin sei zumindest sprachlich auf alles vorbereitet, dachte ich naiv, als ich in vergangene Woche meinen Cousin in Glasgow besuchte, wo er gerade sein Auslandsstudium beginnt. Aber nichts, was ich bis jetzt in meinem Studium gelernt oder erlitten habe, hat mich auf das vorbereiten können, was da auf mich zu kam. Namentlich: Die seltene Spezies des urschottischen Busfahrers.

Nun gut, jetzt könnte man meinen, dass Busfahren ja nicht so schwer sein könne, aber in Glasgow ist das weit gefehlt. Scheinbar hat man dort von Fahrplänen oder Abfahrtszeit noch nie etwas gehört. Und selbst sich die Haltestellen aus dem Stadtplan herauszusuchen, nützt rein gar nichts, denn jede größere Straße hat mindestens fünf oder sechs Stopps mit dem selben Namen. Clever, oder? Eine todsichere Touristenfalle für ungeliebte Gäste, die den Stadtplan mit allen Neben- und Querstraßen noch nicht so ganz auswendig vor sich herbeten können.

Da blieb mir dann nichts anderes übrig, als bei den über meine Unwissenheit sichtlich erstaunten Fahrern nach dem richtigen Bus zu fragen. Eigentlich ein machbares Unterfangen – ja wäre da nicht der ausgeprägte schottische Akzent. Gerade bei Glasgower Busfahrern stellt er anscheinend so etwas wie ein Ehrenkodex dar, den man für wirklich niemanden brechen würde – und schaut derjenige auch noch so verständnislos drein.

Ich habe keine Ahnung wie oft ich im falschen Bus saß, endlose Umwege fuhr oder meine Haltestelle verpasste. Aber wenigstens habe ich so meine Tageskarte voll ausgereizt und bestimmt jedes Haus in Glasgow zweimal gesehen. Cheers!

Anja Garbe ist 24 Jahre alt und studiert an der Uni Potsdam, unter anderem Anglistik