Landeshauptstadt: Löwe, Bär und drei Bademänner
Die 17. Potsdamer Wasserspiele sorgten für eine neue Rekordbeteiligung von Amateurpaddlern
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Drei Männer paddelten über den See, in altmodischen blau-weiß und rot-weiß gestreiften Badeanzügen, die man vielleicht aus Opas Fotoalbum noch kennt. Angeklebte Bärte und ein weißer Stoffhut machten die Verkleidung perfekt. Gemütlich zogen sie ihre Paddel Richtung Startlinie. Am Ufer standen mehrere Hundert Zuschauer, die die Drei amüsiert beobachteten. „Die sehen aber witzig aus“, sagte ein kleines Mädchen zu ihrer Mama.
Am Start angekommen gesellten sich die drei Bademänner zu Panda, Bär und Löwe. Ebenso drei junge Leute, die in ihren Plüschkostümen die Blicke der Zuschauer bereits auf sich gezogen hatten. Bei den 17. Potsdamer Wasserspielen ging es nicht nur darum, mit sportlicher Bestleistung aufzufallen. Angesagt und bei den Zuschauern besonders beliebt und mit lautstarker Anfeuerung gewürdigt waren auch in diesem Jahr wieder kreative, lustige Kostüme. Dass die drei Männer am Ende der 180 Meter langen Regattastrecke dann sogar als Erster die Ziellinie überquerten, erfreute die Mitfiebernden am Ufer umso mehr. Später stellte sich heraus, dass es ein Vater mit seinen beiden Söhnen war. „Na klar wollen wir gewinnen. Deswegen sind wir doch hier“, erzählte Vater Michael Hagen mit einem leichten Grinsen nach dem ersten Vorlauf. Sein Sohn Lars war früher als Leichtathlet auf der Potsdamer Sportschule. „Jeder, der einmal Leistungssport betrieben hat, hat den sportlichen Ehrgeiz in sich.“ Lars war auch derjenige, der den Papa und den jüngeren Bruder Jonas zu einer Teilnahme bei der „Wasserschlacht der Gastronomen“ überredet hatte. Dreimal haben sie vorher trainiert, um am Sonntag ohne erfahrenen Steuermann in den Dreier-Canadier zu steigen. „Einmal sind wir im Training auch gekentert“, gab Michael Hagen zu.
Gekentert ist am Veranstaltungstag glücklicherweise niemand. Obwohl sich in diesem Jahr mit einer neuen Rekordbeteiligung über tausend Amateurkanuten aufs Wasser trauten. „Das Wetter ist top, die Veranstaltung ist super angenommen worden und mit den vielen Nachmeldungen sind wir zwischenzeitlich ganz schön ins Schwitzen gekommen“, sagte Sven Lehnert, Geschäftsführer der Kanu Team-Work Potsdam GmbH, die die Veranstaltung mit dem Kanu-Club Potsdam gemeinsam organisierte. Lehnert flitzte den gesamten Nachmittag immer wieder vom Steg zur Bühne, von der Bühne ins Organisationsbüro und wieder zurück zum Steg, um die nächsten Boote auf die Strecke zu schicken. Unterstützt wurde er dabei von vielen freiwilligen Helfern in orangenen T-Shirts. Nachwuchssportler des Kanu-Clubs, die auch den vielen Teams der Potsdamer Betriebe im 10er-Canadier als Steuermänner oder Steuerfrauen halfen. So einige Mannschaften wollten nach ihrem ersten erfolgreichen Vorlauf natürlich auch im Endlauf wieder genau ihren Profi hinten im Boot haben, um am Ende des Tages als Siegerteam auf der Bühne zu stehen.
Ein Team, welches es bis ganz nach oben geschafft hat, war das Team der US-amerikanischen Botschaft. Im Rennen der Botschaften siegte das Team „Washington“ vor dem Mixteam aus Ungarn, Polen und Tschechien und den Franzosen. „Die Botschaften rufen uns immer schon an und fragen, wann wieder die Potsdamer Wasserspiele sind“, erzählte Lehnert, der besonders in diesem Rennen einen immer größeren Zulauf verzeichnet. Zwischen den Läufen mischten sich die Amateurpaddler in ihren teameinheitlichen Funktionsshirts mit Rentnern, jungen Leuten und Familien. Während die Väter meist im Boot saßen, standen die Mütter mit ihren Kindern, die ihren Papa lautstark anfeuerten, am Ufer. „Wir sind zum ersten Mal hier. Ein Bekannter von uns paddelt mit“, erzählte Marcel Schmidt, der gemeinsam mit seiner Frau das Treiben beobachtete.
Hagens halbstarke Havelherrschaften, wie sich die Drei in den gestreiften Badeanzügen nannten, haben ihr Ziel erreicht. Als Sieger der „Wasserschlacht der Gastronomen“ werde die Urkunde einen Ehrenplatz im Wohnzimmer erhalten.
Luisa Müller
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