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Landeshauptstadt: „Luftbuchungen“ beim SVB

Der Abschluss des Insolvenzverfahrens könnte Folgen haben

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Der Abschluss des Insolvenzverfahrens könnte Folgen haben Von Michael Erbach Babelsberg. Die Freude über den erfolgreichen Abschluss des Insolvenzverfahrens für den Fußballverein Babelsberg 03 ist groß – doch in der Stadtverwaltung könnte die Stimmung schon bald gedämpft sein. Die Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses der Stadtverordnetenversammlung, Brigitte Reiß (SPD), kündigte gestern gegenüber den PNN an, dass der Verzicht der Stadt auf sämtliche Außenstände in Höhe von etwa 600 000 Euro nicht einfach so hingenommen werden dürfe. „Die Stadt hatte erhebliche Forderungen, die über mehrere Jahre entstanden sind und nicht konsequent verfolgt wurden“, sagte Reiß. „Das muss überprüft und Verantwortlichkeiten benannt werden.“ Die Stadt hätte schon in früheren Jahren dafür sorgen müssen, dass der Fußballverein offene Rechnungen bezahlt. „Es besteht Klärungsbedarf.“ Im Rechnungsprüfungsbericht für 2002, an dem zur Zeit gearbeitet werde, „wird es daher auch um das Thema Babelsberg 03 gehen“, so Reiß. Unterdessen verteidigte Finanzbeigeordnete Burkhard Exner das Verhalten der Stadt. Potsdam habe vor zwei Alternativen gestanden. Hätte man dem Vorschlag des Insolvenzverwalters Ulrich Wenzel auf Verzicht nicht zugestimmt, hätte dies zur Liquidation des Klubs geführt, der Spielbetrieb auch für den Nachwuchs hätte eingestellt werden müssen. Zudem hätte die Stadt ohnehin kein Geld bekommen, weil bei diesem Zerschlagungsszenario null Masse zur Verfügung gestanden hätte. „Da wäre sowieso nichts zu holen gewesen“, sagte Exner. Das Fortsetzungsszenario, für das sich die Stadt entschied, habe den Verein gerettet und auch fiskalische Vorteile für die Stadt. Zum einen bestehe noch die Möglichkeit, einen kleinen Teil der Schulden eintreiben zu können, da der Verein möglicherweise noch ausstehende Gelder in Höhe von bis zu 600 000 Euro aktivieren könnte. Zum anderen werde durch die Weiterführung des Spielbetriebes gesichert, dass der Verein künftig die Pachtzinsen überweist. Exner geht davon aus, „dass die anderen Sportvereine nicht darunter leiden müssen“, dass die Einnahmen im Sportbereich weiter sinken. Allerdings seien auch die Sportvereine von der 11-prozentigen Haushaltssperre betroffen. Auf die Frage, ob die Verwaltung die drohende Insolvenz bei Babelsberg 03 nicht habe erkennen können, sagte Exner: „Später ist man immer schlauer.“ Während des Insolvenzverfahrens habe es aber nach seiner Kenntnis keine Kritik am Aufsichtsrat und damit an der Sportbeigeordneten Gabriele Fischer gegeben. Allerdings sei der Vorstand seinen Sorgfaltspflichten nicht nachgekommen. Exner sprach von „Luftbuchungen“, die eine „zum Teil sehr lange Vergangenheit haben“. Manfred Kruczek (BürgerBündnis) hatte zuvor den Vorwurf erhoben, Sportbeigeordnete Gabriele Fischer habe die Stadtverordneten getäuscht, als sie als Aufsichtsratsmitglied im November 2002 erklärte, dass keine akute Insolvenzgefahr bestehe. Erst aufgrund dieser Aussage sei der Erbbaurechtsvertrag mit dem Verein geschlossen worden, samt Zustimmung zu einem Millionenkredit, den der Verein zweckentfremdet verwendet habe.

Michael Erbach

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