Landeshauptstadt: Luftschiffhafen: Sport will Spitzenplatz
Vereine legen Sieben-Punkte-Plan vor / Beirat soll alle Pläne absegnen / Gegen neue Einsparungen
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Potsdam-West - In der Auseinandersetzung um die Zukunft des Sportareals Luftschiffhafen in Potsdam-West haben jetzt die Sportvereine Position bezogen. In einem Sieben-Punkte-Plan stellen sie Forderungen für den künftigen Betrieb des Geländes auf. Derzeit diskutieren die Parteien im Stadtparlament darüber, ob der städtische Unternehmensverbund Pro Potsdam, die Stadtwerke oder wie bisher die Stadt selbst den Luftschiffhafen betreiben sollen. In anderthalb Wochen will die Verwaltung eine Bilanz der bisherigen Arbeit des Regiebetriebs vorlegen und die weiteren Varianten geprüft haben. Bisher spricht sich die SPD für Pro Potsdam aus, die Linke wollte einen Eigenbetrieb gründen und brachte nun die Stadtwerke ins Gespräch.
Die Sportvereine, die das Areal nutzen, sprechen sich in ihrer Stellungnahme, die den PNN vorliegt, indirekt für Pro Potsdam aus. Die Suche nach einem „Betreiber und Entwickler mit einschlägigen Erfahrungen im Facility Management und bei Sanierungs- und Neubauvorhaben“ werde begrüßt, heißt es in dem Schreiben an die Sportbeigeordnete Gabriele Fischer (parteilos). Gleichzeitig warnen die Vereine die Stadt davor, nach einem Betreiberwechsel am Luftschiffhafen Geld zu sparen. Es sei „illusorisch zu glauben“, dass allein ein Betreiberwechsel den städtischen Haushalt entlasten könne. Bisher wird der Luftschiffhafen von einem sogenannten Regiebetrieb der Stadtverwaltung betrieben. Zuvor lag die Verantwortung unmittelbar bei der Verwaltung. Mit dem Regiebetrieb unter Leitung von Dirk Albrecht konnten nach Meinung der Vereine zwar „deutliche“ Fortschritte erzielt werden, doch gleichzeitig seien Grenzen erreicht, eine Veränderung notwendig.
Dafür wollen die Sportvereine zunächst die Garantie, dass der Luftschiffhafen weiter Sportareal bleibt. Der Leistungssport soll dabei Priorität haben – auch bei der Nutzung der Flächen. Breitensportler und Studenten sollen die Hallen und Sportplätze zu „abgestimmten Zeiten“ nutzen können, die den „aktuellen Begebenheiten“ angepasst werden. Für die Vergabe der Sportstätten soll nach Willen der Sportvereine die Verwaltung zuständig sein. Dort solle eine Vergabekommission unter Leitung des Bereichs Sport eingerichtet werden. Gleichzeitig wollen die Vereine, dass für sie auch nach einem Betreiberwechsel dieselben Voraussetzungen gelten wie für alle anderen städtischen Sportstätten – festgeschrieben in einer entsprechenden Satzung. Letzte Forderung der Sportler ist ein Beirat, dem Sportler angehören sollen und der alle „konzeptionellen Änderungen“ auf dem Areal beschließen soll.
Die Zukunft des mehr als 20 Hektar großen Sport- und Freizeitparks Luftschiffhafen, Standort unter anderem des Olympiastützpunktes Potsdam und der Sportschule „Friedrich-Ludwig-Jahn“, ist seit Jahren umstritten. Immer wieder wurden Entwicklungskonzepte verworfen oder auf Eis gelegt, jüngst im November 2007. Der aktuelle Plan sah vor, in den kommenden Jahren für etwa 36 Millionen Euro neue Sporthallen zu bauen und bestehende Gebäude zu sanieren. Die Entwicklung der ungenutzten Flächen und Bauten auf dem Areal kann die Stadt allerdings erst seit kurzem planen: Nachdem die Verwaltung es rund vier Jahre lang versucht hatte, erzielte Pro Potsdam jüngst eine Einigung mit den Erben der verfallenen Villa Karlshagen. Haus und Grundstück, das den Luftschiffhafen zerteilten, wurden Mitte der 1990er Jahre an die jüdische Erbengemeinschaft übertragen, nachdem der frühere Bankier Karl Hagen den Besitz 1938 kurz vor seiner Ausreise aus Deutschland an die Stadt verkaufen musste. Nunmehr ist der Luftschiffhafen wieder komplett in Besitz der Stadt; gezahlt wurden dafür dem Vernehmen nach 1,5 Millionen Euro an die Erbengemeinschaft. Damit können nun neben der verfallenen Villa Karlshagen auch die ehemalige Hüllennäherei und das Regattahaus neu genutzt werden. In diesem Jahr soll zudem der Umbau der ehemaligen Pferdeställe zum „Haus der Vereine“ beginnen. 200 000 Euro der zwei Millionen Euro Baukosten muss die Stadt aufbringen.
Die Stadtverwaltung setzt für den Luftschiffhafen weiter auf eine Entwicklung als Sportareal nicht nur für Leistungssportler. Vorstellbar seien Wellnessangebote samt Sauna, ein Sportkaufhaus sowie Gastronomie.
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