Landeshauptstadt: Luftschlösser bauen
Elona Müller auf Stippvisite: Jugendliche leisten ganze Arbeit auf dem „Freiland“-Gelände
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Teltower Vorstadt - Drei Wochen hatten die Jugendlichen Zeit, die Baracken auf dem „Freiland“-Gelände in der Friedrich-Engels-Straße zu entkernen und bis auf die unteren Ränder der Fenster anzureißen. Fertig waren sie bereits nach zweieinhalb Wochen. „So lange war das alles hier nur eine abstrakte Idee, ein Luftschloss, als es mit dem Bauen endlich losging, habe ich die Baustelle gar nicht mehr verlassen“, sagt Achim Trautvetter, Kulturaktivist und Mitinitiator des „Freiland“-Projekts. Er wusste: „So etwas kommt nie wieder.“ Ähnlich haben sich wohl auch die insgesamt 60 Jugendlichen gefühlt, die sich an dieser ersten Etappe der Eigenleistung beteiligt haben. Bei einer Begehung des „Freiland“-Geländes sprach die Jugendbeigeordnete Elona Müller (parteilos) ihnen gestern für ihre Leistung ein großes Lob aus.
Bei der Umwandlung des Brachen-Geländes in ein Jugendkulturzentrum müssen die Jugendlichen einen Eigenanteil von 100 000 Euro durch Arbeitsleistungen erbringen. Mit dem Abriss haben sie davon nun etwa 40 000 Euro abgeleistet. „Das zeigt, der geforderte Eigenanteil von 100 000 Euro war realistisch“, sagte Müller sichtlich erfreut. Dabei habe es im Vorfeld gerade in diesem Punkt viel Skepsis von Seiten der Politiker gegeben. Die Jugendlichen hätten aber bewiesen, wie stark sie sich gerade durch die Selbstbeteiligung mit dem Projekt identifizierten. Immerhin haben die Aktivisten einen großen Teil ihrer Schul- oder Semesterferien für die Abrissarbeit geopfert. Jetzt hat erst einmal eine Baufirma den nächsten Schritt – die Aufstockung und Verschalung des Gebäudes – übernommen.
Wenn es an die Innengestaltung des künftigen Jugendclubs „Spartacus“ geht, werden Trautvetter und seine Freunde wieder übernehmen. Voraussichtlich Ende April oder Anfang Mai soll der neue „Spartacus“ dann eröffnet werden, programmatisch wollen die Jugendlichen dort weiter machen, wo man in den alten Räumlichkeiten in der Schlossstraße aufgehört habe. Auch der „Potslam“, der seit dem Ende des „Spartacus“ im „Kuze“ residiert, werde dann ins Freiland umziehen. „Wichtig ist, dass das, was das ,Spartacus’ ausgemacht hat, hier weiterlebt, dass die Leute eigene Ideen für Veranstaltungen entwickeln und mit einbringen“, sagt Trautvetter. Eigene Ideen und Kreativität sollen auch an den Außenwänden sichtbar werden: Neben einer eigens dafür geplanten Mauer werden auch die Wände des „Spartacus“ und des Jugendclubs „S13“ als Freiflächen für Graffitis genutzt werden können. Die Mauer, die zugleich als Sicht- und Lärmschutz zum Nachbargelände fungieren wird, werden die Jugendlichen selbst hochziehen, 35 Meter lang und zwei Meter hoch soll sie werden.
Träger des Projektes soll die „Cultus UG“ werden, diese haben der Chef des Kreisjugendrings Dirk Harder und Trautvetter eigens dafür gegründet. Nachdem die Beigeordnetenkonferenz dieser Lösung bereits zugestimmt hat, muss am Mittwoch noch der Hauptausschuss entscheiden. „Die Zustimmung der CDU haben wir, bis auf die FDP haben uns aber auch alle anderen Parteien ihre Unterstützung zugesichert“, sagte Harder. Erst dann wollen Harder und Trautvetter feiern, dass ihr Luftschloss Gestalt annimmt.
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