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Landeshauptstadt: „Luise wäre bestimmt gern durch die Welt gereist“

Barbara Schubert über das vierte Luisenfest im Gedenken an die preußische Königin, die am 19. Juli 1810 in Hohenzieritz mit nur 34 Jahren verstarb – und welche Zutaten unbedingt in die Lieblingstorte von Luise gehören

Stand:

Frau Schubert, am Wochenende findet zum vierten Mal das Luisenfest statt – hat es sich mittlerweile in Potsdam etabliert?

Auf alle Fälle. In sämtlichen Veranstaltungskalendern und Online-Portalen ist es ja zu finden.

Was ist denn das Besondere an diesem Fest?

Das sagt ja schon das Motto: Luise mein Schatz, komm uff’n Luisenplatz. Das ist so eine Art Treffen für alle Luisen – und eine historische Darstellung. Historische Vereine präsentieren sich und wir holen die Ernteköniginnen aus der Region mit ins Boot, die Baumblütenkönigin aus Werder beispielsweise.

Wie finanzieren Sie das Fest, bekommen Sie Fördergelder?

Wir haben keine beantragt und wollen das auch nicht. Wer mitmachen will, der tut das. Wir haben mittlerweile viele, die uns unterstützen, finanziell und materiell, diese Hilfe gab es ja von Anfang an.

Die Einnahmen gehen jedes Jahr an die Potsdamer Telefonseelsorge?

Die Einnahmen aus dem Tortenverkauf und den Konzertkarten gehen an die Telefonseelsorge. Das ist jedesmal mehr geworden, dieses Jahr rechnen wir mit einem vierstelligen Betrag.

Was hat das denn mit der berühmt-berüchtigten Luisentorte auf sich, woher wissen Sie, was die Königin gern mochte?

Die Lieblingszutaten Vanille, Himbeere und Schoko habe ich recherchiert, im Domstiftsarchiv Brandenburg und im Archiv der Schlösserstiftung. Dort finden sich Nachweise über bestimmte Menüs, wo eben auch diese Torte dazu gehörte.

Gibt es denn ein Originalrezept?

Nein, aber das kann ja noch einer erfinden. Der Tortenwettbewerb soll die Kreativität anregen.

Am Sonntag wird eine Königin Luise auf dem Luisenplatz erwartet. Wer ist sie?

Das ist in diesem Jahr Elke Rasch, begleitet wird sie von ihrem Mann Volker Rasch, der Postdamer Augenarzt, der allerdings ihren Sohn Friedrich Wilhelm IV. darstellt. Historisch zwar ungenau, aber die Figur passte besser zu ihm. Und Friedrich Wilhelm IV. hatte einen stärkeren Potsdam Bezug als Luises Mann. Er baute zum Beispiel die Friedenskirche und Schloss Charlottenhof.

Kann man sich dafür bewerben? Wie wird man Luise?

Die habe ich ausgesucht. Beide waren schon beim Luisenball dabei, sie sind historisch sehr intereressiert.

Das Programm ist sehr bunt, Musik und internationale Tänze sind dabei – was hat das mit Luise zu tun?

Luise war ein lebenslustiger, fröhlicher, geselliger Mensch. Wenn sie nicht so jung gestorben wär, wäre sie bestimmt gern noch etwas durch die Welt gereist. Wir wollen mit dem Programm auch an so eine Luise erinnern.

Geht es weiter mit dem Luisenfest?

Natürlich geht es weiter. Und ich haben noch mehr vor. Es gab damals die Luisenstiftung für junge Bräute, die sich keine Aussteuer leisten konnten. Die wurden mit 50 bis 100 Talern unterstützt und jedes Jahr am 19. Juli, dem Todestag von Luise, in der Garnisonkirche getraut. Die letzte Luisenbraut, 93 Jahre alt, habe ich im vergangenen Jahr noch kennengelernt. Heute brauchen Frauen nun keine Hilfe zur Aussteuer mehr, aber ich möchte etwas für deren Ausbildung tun, mit einer Stiftung. Die Gründung wollen wir im Herbst auf den Weg bringen.

Die Fragen stellte Steffi Pyanoe

Barbara Schubert, 59, ist in der Tourismusbranche tätig. 2010 organisierte sie das erste Potsdamer Luisenfest, das seitdem jedes Jahr rund um den Luisenplatz stattfindet.

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