
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Lukullisches Stadtgeflüster
Steffen Schwarz vom Hotel am Jägertor schließt zur Elite der Spitzenköche auf / Tore als Eiskreationen
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Zartes Gebäck bildet ein Tor, unter dem die Eiskreationen von Steffen Schwarz sanft dahinschmelzen. Am besten lässt man sich diese erst einmal auf der Zunge zergehen, ehe man sich den Potsdamer Toren widmet, deren historische Bedeutung in der Eiskarte erklärt wird. Acht Tore hat der Chefkoch des Travel Charme Hotels am Jägertor in der Stadt ausgemacht und sie – auch wenn manche längst nicht mehr stehen – als Eisgebäck nachgebildet.
Doch nicht nur beim Dessert zeigt der Chefkoch Können und Erfindungsgeist. Er erprobte die Molekularküche und kann mit Kochkursen punkten, zu denen es Anfänger wie Fortgeschrittene zieht. Manchmal käme es sogar vor, sagt Hotelchefin Antje Märker lachend, dass ein verzweifelter Anrufer erklärt, er bekäme Besuch und wisse leider nicht, welches Menü am besten passt. Dann ist Steffen Schwarz gern Retter in der Not.
Am Donnerstagabend wollten das Hotel und der Chef der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH (TMB), Dieter Hütte, dafür werben, dass ein Besuch in der Sommerresidenz preußischer Könige mehr wert ist als eine Tagestour. Das Jägertor-Hotel versteht sich zum Beispiel als Kulturbotschafter, bietet von den Musikfestspielen bis zur Winteroper die Kombination von Wohlfühlen und Kulturausflug an. Es seien vor allem Engländer, Gäste aus Übersee, Österreich und der Schweiz, die am Jägertor Station machten, meint Chefin Märker. Die Buchungen seien kurzfristiger geworden, doch klagen könne sie nicht, so Märker.
Im Hotelrestaurant „Fiore“ ging es am Donnerstag vorwiegend deutsch-österreichisch zu mit Tafelspitz und Wildbarschfilet, dazu das „Eis-Jägertor “, alles zusammen ein lukullisches „Potsdamer Stadtgeflüster“ und Beweis für die bisher gute Bewertung der Kochkünste von Steffen Schwarz: Beim letzten Test 2008 durch den Gault Millau errang er auf Anhieb 14 von 20 Punkten. Der 33-Jährige hatte seine Laufbahn 1992 mit einer Ausbildung als Restaurantfachmann bei Magdeburg begonnen. Nach Stationen in Heringsdorf, Großbritannien, im Schwarzwald und auf dem Kreuzfahrtschiff MS Arkona scheint ihm erst einmal genug Wind um die Nase geweht zu sein. In Potsdam möchte er bleiben und gesteht: „Ein Stern für die Küche wäre natürlich mein Traum.“ 2008 war er unter den Meisterkoch-Nominierten, den Titel bekam allerdings Steffen Johst von „Speckers Landhaus“. Doch Schwarz ist auf gutem Wege, zur Potsdamer Kochelite aufzuschließen und mehr zu bieten als „sauberes Handwerk“, das ihm Restaurantkritiker Bernd Matthies bereits bestätigt. H. Dittfeld
H. Dittfeld
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