Homepage: Lust auf neue Ideen
Tagung zu Gründung und Innovation: Wie werden Studierende kreativ?
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Eine Idee allein verspricht nicht gleich Erfolg. Oder vielleicht doch? „Es kommt hauptsächlich auf einen kreativen Denkprozess an“, sagte Ulrich Weinberg, Leiter der School of Design Thinking am Hasso-Plattner Institut, bei einer Fachtagung über Gründung und Innovation unlängst in Potsdam. Um das kreative Denkvermögen anzukurbeln, sollten Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungen künftig stärker durchmischt werden, betonte auch Thomas von Gizycki, Mitarbeiter des GO:INcubator, der Gründungseinrichtung am Wissenschaftspark Golm.
Gerade eine Mischung aus mehr als 30 verschiedenen Fachrichtungen ermögliche es den Studierenden an der Design School, ein Problem aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. „Studierende müssen heutzutage immer schneller auf komplexe Probleme reagieren“, sagte Weinberg bei dem Dialogkreis über tragfähige Unternehmensideen. Gerade durch die enge Zusammenarbeit mit Betroffenen, könnten die besten Innovationen entstehen. „Man muss eine Innovation auf die Wünsche der Menschen ausrichten“, betonte er. So haben die Studierenden etwa mit Arbeitslosen gearbeitet, die wieder in den Arbeitsalltag integriert werden sollten. „Wir haben uns nicht einfach nur Statistiken angeschaut“, so Weinberg. Und das ist längst nicht alles: um möglichst „mobil“ zu denken, arbeiten Studierende auf fahrbaren Möbeln. Nachdem man sich dann einen ausgiebigen Blick verschafft habe, werde ein Projekt mit Industriepartnern umgesetzt.
Doch auch an der Universität Potsdam werden die Ideen junger Wissenschaftler kräftig unterstützt. Sogar nach der Unternehmensgründung geht die Rückenstärkung weiter, durch Beratung oder die Bereitstellung von Arbeitsräumen für die Start-Ups. „Die Unternehmen brauchen erst einmal Stabilität“, sagte Thomas von Gizycki. Danach haben die Wissenschaftler zahlreiche Möglichkeiten, an Förderprogrammen teilzunehmen, wie etwa an dem „EXIST – Existenzgründungen aus der Wissenschaft“ Förderprogramm des Bundes.
Jedoch betonte Claudia Neusüß, die ein Forschungsprojekt für Sozialunternehmer an der Universität Duisburg-Essen leitet, könnten manche Studierende ihr Potenzial gar nicht erst mobilisieren. „Viele müssen sich nur noch auf ihre Leistungspunkte konzentrieren“, sagte Projektleiterin Neusüß. Der große Druck auf die Studierenden biete ihnen weniger Zeit, über tragfähige Ideen nachzudenken.
„Die Lust auf neue Ideen muss deshalb wieder geweckt werden“, betonte Neusüß. Deshalb müssten sich Hochschulen stark an das Konzept der Design School annähern, und sich mehr an menschlichen Werten orientierten. Außerdem sollten bei Neugründungen in Zukunft nicht mehr nur Technologietransfer im Vordergrund stehen, sondern auch Bereiche wie Geistes- und Sozialwissenschaften wieder stärker mit einbezogen werden, sagte Jörg Strompen, Leiter von LeibnizX, einer Gründungsberatung der Leibnizgemeinschaft in Berlin. „Forschung muss auch außerhalb der Universität wieder einen Nutzen haben“, so der Gründerberater Strompen.
Über den Erfolg einer Idee entscheide letztendlich die Einstellung der Studierenden, sagte Thomas von Gizycki. „Studierende sollen niemals von vornherein denken, dass eine Idee zum scheitern verurteilt ist.“ Susanna Maier
Susanna Maier
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