
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Lust aufs Fahrradfahren
Die 160 000. Potsdamerin zog mit drei Kindern und Mann in die Stadt. Statistisch gesehen ist die Familie ziemlich potsdam-typisch
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Potsdam hat einen Satz nach vorne gemacht: Am gestrigen Donnerstag hat die Stadt nicht nur ihre 160 000. Einwohnerin begrüßt, sondern gleich auch noch vier weitere Neubürger. Mittags um 14 Uhr hat sich Frau L., die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, beim Bürgerservice im Potsdamer Rathaus gemeldet, zusammen mit ihren beiden Töchtern und ihrem kleinen Sohn. Nur der Vater fehlte bei dem Termin – er musste arbeiten.
Die Arbeit war überhaupt der Grund, warum die Familie aus dem sächsischen Radebeul nach Potsdam-Babelsberg gezogen ist. Paula, die in die 5. Klasse geht, wäre lieber in Sachsen geblieben. Für sie ist es bereits der dritte Umzug in eine neue Stadt, ihre Freunde hat sie jetzt in Radebeul zurückgelassen. Aber obwohl sie mit ihrer Familie gerade erst in der Stadt angekommen ist, hat sie schon einen guten Überblick: „Das war am Tiefen See, gegenüber vom Hans-Otto-Theater“, erinnert sie ihre Mutter, als die überlegt, wo in der Stadt sie bereits schwimmen waren.
Dieser wiederum sind die vielen Baustellen aufgefallen: „Das ist gerade eine große Herausforderung in Potsdam – genauso wie die Hitze.“ Wenn es etwas kühler wird, freut sie sich vor allem auf das Fahrradfahren in der Stadt: „Dafür war es in Radebeul einfach zu hügelig“, sagt sie.
Als junge Familie mit drei Kindern sind die L.s aber eigentlich schon jetzt typische Einwohner Potsdams: Zwar sind die meisten Potsdamer ledig – 73 410 wohnen allein –, allerdings ist auch gut die Hälfte von ihnen unter 24 Jahre alt. Und: Immerhin knapp 38 Prozent der Potsdamer sind nach dem jüngsten statistischen Jahresbericht verheiratet oder leben in einer Lebenspartnerschaft.
Die Zahl der Mehrpersonenhaushalte mit Kindern ist zwischen 2006 und 2011 leicht gestiegen: von rund 9900 auf 11 200. Und: Im ersten Quartal 2013 lebten rund 8200 Kinder im Hortalter in der Stadt, und noch einmal knapp 6000 im Alter zwischen drei und sechs Jahren.
Auch, dass sich die Familie aus Radebeul für Babelsberg entschieden hat, zeigt, dass sie mit ihrem Geschmack nah an den Potsdamern liegt. 22 500 Menschen lebten 2011 im damit bevölkerungsmäßig drittgrößten Stadtteil – mehr lebten nur noch in Potsdam Süd, und im Südosten der Stadt. Dort lebten 2011 knapp 30 000 Menschen.
Bei ihrer Herkunft fallen die L.s aber ein wenig aus dem statistischen Durchschnitt: Denn 2011 kamen die meisten Zuzügler aus dem Potsdamer Umland, gut 2000 waren das vor zwei Jahren. Fast genauso viele Menschen zogen aus dem benachbarten Berlin nach Potsdam – gefolgt von Zuzüglern aus den alten Bundesländern. 2011 waren das rund 1750 – im Vergleich: Aus den neuen Bundesländern, wie etwa Sachsen, zogen im selben Zeitraum insgesamt nur rund 1250 Menschen nach Potsdam. Die Zahl der Zuzüge fällt – wie auch die der Wegzüge – erfahrungsgemäß in der ersten Jahreshälfte drastisch, in diesem Jahr auf etwa 2200 im zweiten Quartal. Umgezogen wird vor allem im dritten Quartal, dann stiegen die Zuzüge in den vergangenen Jahren jeweils auf knapp 3000.
Geschlechtermäßig passen die L.s mit ihren beiden Töchtern fast schon wieder ins Bild: In Potsdam gibt es ungefähr 7000 mehr Frauen als Männer. Bei den Kindern unter drei Jahren aber überwiegen die Jungs, wie der Blick in den Statistischen Jahresbericht zeigt: 2560 männlichen Kleinkindern in dieser Altersgruppe stehen 2480 weibliche Kinder gegenüber. Erst bei den 18- bis 24-Jährigen dreht sich das Verhältnis. Dort gibt es dann 900 junge Frauen mehr als junge Männer. Insgesamt liegt der Anteil der 18- bis 24-Jährigen an der gesamten Einwohnerzahl bei 8,9 Prozent. Den größten Anteil an der Gesamtbevölkerung haben dagegen momentan die 50- bis 64-Jährigen mit 18 Prozent. 13 420 Personen, also 8,6 Prozent aller Einwohner, sind älter als 75, und auch hier sind die Frauen in der Überzahl: 5050 Männern stehen 8370 Frauen gegenüber.
Dass die Mieten in Potsdam – vor allem auch in Babelsberg – steigen, spielt für Familie L. keine so große Rolle, sie hat ein Haus bezogen. Probleme habe es aber bei der Suche nach einem Kindergartenplatz für den Jüngsten gegeben, berichtet die Mutter. In letzter Sekunde sei der eigentlich zugesicherte Platz wieder weg gewesen. Inzwischen hat die Familie aber einen Alternativplatz gefunden.
Heute ist der jüngste Sohn der L.s vier Jahre alt – im Jahr 2030 ist er 21. Noch nicht alt genug vielleicht, um selbst Kinder zu haben, selbst, wenn er dann noch in Potsdam lebt. Klar scheint aber, dass die Stadt weiterwachsen wird, manche Prognosen gehen davon aus, dass die Stadt bis dahin 187 000 Einwohner haben könnte.
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