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Landeshauptstadt: Lustgarten – hier ist Potsdam, die Stadt der Schlösser und Gärten!

Zu: „Weisse Flotte verteidigt Neubau-Pläne“, 5.12.

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Zu: „Weisse Flotte verteidigt Neubau-Pläne“, 5.12.

Es ist nicht zu fassen: Die Potsdamer Stadtplanung sägt den ältesten Garten der Stadt an. Man stelle sich das mal vor: Der Betreiber der „Bateaux Mouches“, jener Schiffe, die seit 100 Jahren die Pariser Besucher mit Flussfahrten auf der Seine durch das historische Zentrum zu horrenden Preisen glücklich machen, will nun einen Teil des Tuilerien-Gartens vor dem Louvre quer abschneiden, um dort für seine Gäste gastronomische Einkehr, Toiletten, Lager, Verwaltung, Küchen, Cateringlogistik, Shop etc. unterzubringen. Hat die Rheinschifffahrt jemals Gebäude für ein „Palmenzelt“ (Zelt!) vor dem Kölner Dom beantragt? Den Quadratmeterpreis möchte man nicht wissen. Vor allem: Kein Mensch in Paris oder Köln kommt auf die Idee, alles an den Fluss packen zu wollen. Bisweilen lohnt sich auch der Blick nach Berlin: Die Betreiber der Ausflugsdampfer haben direkt an der Spree maximal kleine Kioske, hauptsächlich für den Kartenverkauf. Mehr nicht. Der Potsdamer Lustgarten war vor dreihundert Jahren der erste großartige französische Barockgarten in ganz Deutschland. Dessen Grundstruktur blieb über die Jahrhunderte erhalten. Der Lustgarten ist ein Gartendenkmal, ein öffentlicher Freiraum, die Visitenkarte für alle Ankommenden. Hier ist Potsdam. Die Stadt der Schlösser und Gärten. Die DDR-Zeit hat das Stadtschloss vernichtet, bewusst das Hotel Hochhaus in diese Schloss-Garten-Beziehung gesetzt. Aber man hat den Eindruck, dass sogar bei allem ideologischem Furor ein Wissen um die Bedeutung des Lustgartens bestand: Selbst das Thälmann-Stadion wurde seltsam „respektvoll“ abgezirkelt über den „nützlichen“ Teil des ursprünglichen kurfürstlichen Obst-und Gemüsegartens abgeschüttet, sozusagen innerhalb der „feudal-absolutistischen“ Blickachsen.

Seit sieben Jahren wartet die Weisse Flotte auf eine Perspektive. Nur muss für einen Privatunternehmer der Verkauf eines zentralen Filetgrundstücks in einem Gartendenkmal einfach mal so durch die Stadtverordnetenversammlung im (selbstverständlich) nicht öffentlichen Teil am Ende der nächtlichen Tagesordnung gejagt werden? Hier sollten die gleichen Regeln gelten wie fünfzig Meter weiter an der Alten Fahrt. Dort knabbern Investoren an den – zu Recht – strengen Auflagen. Zig Millionen Euro öffentlicher Mittel sind in die Wiederherstellung des Umfeldes um den Landtag geflossen, und nun soll es nicht möglich sein, die Ansprüche eines Unternehmens zu „sensibilisieren“, wenn es eine Großgastronomie im wichtigsten Teil der Stadt bauen will?

Dr. Hans Joachim Kuke, Verein Potsdamer Stadtschloss e.V. (stellvertretender Vorsitzender)

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