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Leistung lohnt sich wieder: Erfolgreiches Elitecasting am Hasso Plattner Institut in Griebnitzsee
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Leistung lohnt sich wieder: Erfolgreiches Elitecasting am Hasso Plattner Institut in Griebnitzsee Von Matthias Hassenpflug Sie sind jung, sie haben Erfolg, und 51 Anzüge und ein Kleid sitzen perfekt. Nach sieben Semestern Dauervoting standen die Sieger des Bachelor-Studienganges am vergangenen Freitag auf der Bühne des Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik (HPI) und badeten im verdienten Applaus ihrer familiären Fans. Unter den Augen der wohlwollenden Ministerin Johanna Wanka und stolzer Verwandtschaft nahmen die 52 Absolventen des erst zweiten Bachelor-Jahrgangs dieses Vorzeigestudiums ihre Abschlussurkunden in Empfang, genauer 51 Bachelors und nur eine „Bacheloress“. Ivonne Thomas, eine Brandenburger Kandidatin aus Stahnsdorf, ist mit ihren 22 Jahren wohl auch eine der Jahrgangsjüngsten. Das Voting war bombastisch. 70 Prozent des Jahrgangs hatten innerhalb der vorgesehenen Regelstudienzeit von sieben Semestern das Ziel erreicht: das ist rekordverdächtig in der siechen deutschen Hochschullandschaft. Die Durchschnittsnote von 1,7 ließ Justus Woydt, den frisch inaugurierten neuen Institutsdirektor des HPI und souverän mit seinem fortgeschritteneren Alter kokettierenden Conférencier des Nachmittags, gleich mehrfach von einem „Jahrhundertjahrgang“ schwärmen. Dem einzigen Studenten, der mit einem „befriedigend“ leben muss, stehen gleich zehn Spitzenabschlüsse gegenüber, deren Noten dicht zwischen 1,0 und 1,21 streuen. Freilich fehlt es diesem so jungen Abschluss in einem in Deutschland bisher einmaligen Studiengang zunächst noch an Vergleichbarkeit. Den zehn Besten wurden Medaillen in Gold, Silber und Bronze um den Hals gehängt. Der Primus, Kevin Bierhoff, mit einem Notendurchschnitt von glatten 1,0 erhält ein Jahr lang ein Stipendium von 650 Euro für die anschließenden drei Semester im Master-Studium und, wie Justus Woydt in Aussicht stellt, ein weiteres Jahr Förderung: „Wenn die Noten am Ende des Jahres so gut wie am Anfang sind“. Die nächstbesten vier wurden im Rahmen dieser „Hasso-Plattner-Olympiade“ mit einem Geldpreis von je 2000 Euro ausgezeichnet. „It“s time for you to go for it“ – die Absolventen haben sich an das von einer PR-Agentur in einen neudeutschen Leitsatz gegossene Prinzip des HPI gehalten. Man feiert zwar in Potsdam/Griebnitzsee, doch alles ist so perfekt an diesem Tag, die sattroten Backsteingebäude des HPI-Campus scheinen sich in der Frühlingssonne an die lieblichen Teiche und grünen Haine zu schmiegen, als gehören sie schon zur „Ivy League“ der Eliteinstitute drüben in den USA, dorthin, wo alle Gedanken hingehen, dorthin, wo man weiß, wie Elitenbildung funktioniert. Der neue Geschäftsführer Woydt grüßt Absolventen und Gäste herzlich von Institutsmäzen Hasso Plattner, lobt die besonders in Amerika anzutreffende Variabilität von Lebensläufen – er selbst war zuvor drei Jahre Polizeipräsident in Hamburg – und gibt den jungen Bachelors das amerikanische Lebensmotto „take a risk“ mit auf den Weg. Der Prorektor der Universität Potsdam, Jürgen Rode, dankt Hasso Plattner und den Lehrkräften des HPI. Hier genieße man so manches, was an Universitäten Luxus wäre. Er ist froh, weil das HPI an die Universität angegliedert ist und daher die Absolventen Urkunden der Alma Mater überreicht bekommen können. Die Ministerin dankt Hasso Plattner und lobt das HPI. Sie wurde gebeten, über den Elitebegriff zu referieren. „Die Hochschulen sind die eigentlichen Verlierer der Spardebatten“, sagt sie. Der Absolvent Konrad Hübner dankt Hasso Plattner, lobt in seinem Schlusswort die familiäre Atmosphäre am HPI, auszusetzen hat er wirklich nichts. Er sagt zu den anderen Bachelors: „Der Erfolg des HPI hängt auch von unserem Erfolg ab.“
Matthias Hassenpflug
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