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Landeshauptstadt: M. in Erklärungsnot

Handwerksbetriebe fordern offene Rechnungen vom Ortsbürgermeister ein

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Handwerksbetriebe fordern offene Rechnungen vom Ortsbürgermeister ein Von Winfried Gutzeit Grube. Der neue Ortsbürgermeister von Grube, Dirk M. (SPD) gerät wegen privater Schulden zunehmend unter Druck. „Da ist doch nichts dran", weist er gegenüber den PNN die Vorwürfe zurück. Und: „Ich möchte mich jetzt zu den Vorwürfen nicht mehr äußern, wir müssen doch endlich nach vorn schauen." Deshalb habe er auch eine für Montagabend angekündigte Pressekonferenz wieder abgesagt. Unterdessen hatten etwa 20 Interessenten gespannt auf eine Erklärung von M. gewartet. Darunter war Herbert Behr aus Bornstedt. Er betreibt in der Ribbeckstraße ein Baugeschäft und erhielt im Oktober 2002 von M. einen Auftrag über Fliesenarbeiten in Bad und Flur in dessen Haus in Grube. An die Klempnerei Michael Bronowski in der Bornstedter Blumenstraße erging zeitgleich ein Auftrag über die Installation einer Badewanne und einer Dusche. Auf die Rechnungslegung erfolgte jedoch keine Reaktion. „Ich habe am 11. Dezember eine schriftliche Mahnung geschickt", erzählte Frau Behr den PNN. Ab Januar diesen Jahres betrieb M. ein Versicherungsbüro in der Friedrich-Ebert-Straße, war aber dort für die beiden Handwerksbetriebe zunächst nicht erreichbar. Am 16. Januar entschuldigte er sich bei beiden Firmen per Fax und versprach eine kurzfristige Regelung der Angelegenheit. Als die Handwerkerfrauen zum Monatsende persönlich dort erschienen, war das Büro von „M. und Partner“ bereits leergezogen. Auch im nächsten Büro in der Otto-Nagel-Straße hielt er sich nach ihrer Information lediglich eine Woche lang auf. Nun blieb nur noch ein Mahnverfahren über die Handwerkskammer (HWK), die das am 5. Mai bestätigte. Jedoch sei eine Zwangsvollstreckung erst nach drei Jahren möglich, teilte ihnen die Mahn- und Inkassostelle der HWK Potsdam mit. Am 26. November kam dann von M. Rechtsanwalt Jörg Siegert die Information an die Handwerker, M.wolle die Forderungen der beiden schrittweise begleichen. M. bezeichnete jedoch jetzt am Montagabend wiederum die Forderungen als „angeblich“. Ein anderer Fall: Karin Beyer fühlt sich als unfreiwilliger Sponsor im Kommunalwahlkampf. Sie betreibt in der Charlottenstraße nahe Bassinplatz ein Druck- und Kopiergeschäft und wartet noch heute auf die Begleichung einer Rechnung an M. über gut 1500 Euro für die Herstellung von Wahlkampfmaterial. „Er hat mich immer wieder vertröstet und auch behauptet, er hätte das bereits überwiesen“, berichtete Karin Beyer den PNN. Dabei habe sie Anfang September, als M. mit diesem kurzfristigen Auftrag kam, sofort reagiert und die Wahlzettel in kürzester Zeit hergestellt. Trotz Nachfrage kam kein Geld, so erstattete sie am 21. November Strafanzeige. Karin Beyer kennt zwar die gegenwärtig schlechte Zahlungsmoral, doch sagt sie: „So einer darf doch nicht in die Politik gehen“. Bevor M. nach Grube zur Miete zog, hatte er in Teltow gewohnt. Rita Trog bewirtschaftet dort Reihenhäuser in der Siedlung „Mühlendorf“. Im Februar 2002 vermietete sie eines der Häuser an Dirk M., doch mit den Mietzahlungen haperte es bald. „Zu Anfang hat er noch ein paar Euro abgestottert, nachdem ich gemahnt hatte, danach kam gar nichts mehr", sagte sie. Schließlich wollte sie die Räumung veranlassen, doch da war das Haus leer und M. mit zunächst unbekanntem Ziel verschwunden. Das Amtsgericht Potsdam billigte ihr dann zwar per Versäumnisurteil vom 28. April diesen Jahres 2599,40 Euro zu, doch M. hatte bereits gut zwei Wochen zuvor seine Vermögensverhältnisse offenbaren müssen und konnte definitiv nicht zahlen. Bei der Potsdamer SPD-Fraktion zeigte man sich jetzt überrascht über die neuen Erkenntnisse. Die persönlichen Verhältnisse tangierten nach dem Grundgesetz das passive Wahlrecht zwar nicht, so Fraktionsvize Klara Geywitz. Doch „uns hat Dirk M. bisher immer versichert, es handle sich lediglich um Fehler, die in der Vergangenheit liegen“, sagte sie auf PNN-Anfrage.

Winfried Gutzeit

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