
© A. Klaer
SPITZEL-AFFÄRE: Macher und Selbstdarsteller
Peter Paffhausen, Schmied und bis Freitag Herr der Stadtwerke, steht nicht zum ersten Mal im Zwielicht
Stand:
Der Thron von „Peter dem Großen“, wie manche Peter Paffhausen halb ehrfürchtig, halb spöttisch nennen, wankte - bis er fiel.
Bereits einige Anfechtungen hat der 61-Jährige in seinen knapp elf Jahren als Geschäftsführer der Stadtwerke überdauert. Ende 2002 berichtete das RBB-Magazin „Klartext“ über mutmaßliche Vetternwirtschaft im Zusammenhang mit Paffhausen. Der damalige Vorwurf: Millionenschwere Aufträge unter anderem für den Aushub des Stadtkanals sollen angeblich ohne öffentliche Ausschreibung an die Firma „beton & rohrbau“ des Unternehmers Carl-Friedrich Thymian oder mit ihr verbundene Unternehmen gegangen sein. Folgen hatten die Vorwürfe nicht: Bereits damals gab Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei dem auch in der Spitzel-Affäre engagierten Rechtsanwalt Joachim Erbe einen Prüfbericht in Auftrag. In dessen Ergebnis, heißt es, habe der EWP-Aufsichtsrat keine Hinweise auf Vetternwirtschaft mehr gesehen. Ermittlungen nahm die Korruptionsstaatsanwaltschaft in Neuruppin später auf, nachdem eine anonyme Anzeige eingegangen war. Das Verfahren wurde Anfang 2007 eingestellt, weil die Vorwürfe ohne strafrechtliche Relevanz waren oder sich nicht bestätigten.
Abschmettern konnte Paffhausen auch immer wieder die Kritik am jährlichen Stadtwerkefestival. In diesem Jahr sollen unter anderem die „Simple Minds“, Ex-„Bee Gee“ Robin Gibb und Kim Wilde auftreten. Erfolge und sich selbst vermarktet der 1950 im rheinland-pfälzischen Wirges geborene Diplom-Ingenieur auf seiner eigenen Homepage. Dort kann nachgelesen werden, wie er nach der Wende von seinem damaligen Domizil in Berlin-Wannsee aus „fasziniert“ den täglichen Trabi-Stau auf der Glienicker Brücke beobachtete und sich daraufhin „beeindruckt von der Energie des Neuanfangs“ in die Stadt Potsdam „verliebte“. 1997 tauschte Paffhausen den Geschäftsführerposten bei der Mannesmann Seiffert GmbH in Berlin gegen den Chefsessel bei der EVP Energieversorgung Potsdam. „Der Beginn einer Erfolgsgeschichte“, schreibt er auf seiner Internetseite. Unter seiner „dynamischen Leitung“ seien die 2000 gegründeten Stadtwerke zu einem „Dach für alles“ geworden: Versorgung mit Strom, Gas, Wasser und Fernwärme, Entsorgung und Straßenreinigung, Verkehrsbetrieb ViP und die Frei- und Hallenbäder. Ein „Ergebnis jahrelanger beharrlicher Bemühungen“.
Auf der Paffhausen-Seite finden sich auch allerlei private Details. Als Jugendlicher war er ein begeisterter Leichtathlet, spielte in der Amateurliga Fußball und E-Gitarre in zwei Rockbands. Das Stichwort Niemeyer-Bad findet sich dagegen nicht. Obwohl der Entwurf des Pritzker-Preisträgers aus Rio de Janeiro für ein Spaßbad auf dem Brauhausberg noch immer in Paffhausens Panzerschrank liegt und er ein glühender Verehrer des brasilianischen Sozialisten ist. Letztlich scheiterte das von Anfang an intransparente Potsdamer Vorhaben, weil das Land die Millionen-Förderung doch nicht gewähren wollte: Die Niemeyer-Architektur koste mehr als ein gewöhnliches Bad, so die Begründung. (mit SCH)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: