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Landeshauptstadt: Machtwort zum Schloss

Landtagspräsident weist CDU-Forderungen zurück

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Potsdam – Landtagspräsident Gunter Fritsch hat Forderungen der CDU-Spitze zur historischen Gestaltung von Teilen des inneren Schlossneubaus und zur Bestückung mit dem ursprünglichen Kunstbestand eine Absage erteilt. „Nach geltender Beschlusslage bauen wir einen funktionsfähigen, für den parlamentarischen Betrieb geeigneten Landtag in historischer Hülle, aber kein Schloss“, sagte Fritsch den PNN. „Demnach werden wir die Innenausstattung und die Knobelsdorff-Treppe nicht im Original vorfinden.“ Architekt Peter Kulka erklärte, zu keiner Zeit hätte es andere Pläne für das Treppenhaus als zentralem Zugang in das sachliche und bescheidene Parlament gegeben, diese seien nur an das Original angelehnt. „Das ist Gegenstand des Vertrages“, so Kulka. „Es ist nicht wieder Knobelsdorff, sondern eine total neue Qualität.“ Durch den Einbau teils beschädigter historischer Teile und Figuren in das Treppenhaus, würden die „Verletzungen der Vergangenheit“ sichtbar. „Ich habe aber nichts dagegen, wenn künftige Generationen das Original herstellen wollen.“

Die Fraktionschefin der Landtags-CDU, Saskia Ludwig, hatte gefordert, das Treppenhaus nach dem historischen Vorbild von Knobelsdorff wieder aufzubauen. Zugleich wollte sie den Bund einschalten, um den ursprünglichen Bestand an Kunst und Mobiliar wieder ins Schloss zu holen. Konkret geht es um in Russland und Polen lagernde Beutekunst, aber auch um Bestände der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die aus dem Stadtschloss stammen, wie die Königliche Bibliothek. Bevor der Landtag 1,1 Millionen Euro für Kunst im Neubau ausgibt, müsse sich das Parlament um die bis zum Zweiten Weltkrieg im Stadtschloss aufbewahrten Kunstwerke bemühen, hatte Ludwig gesagt.

Fritsch sagte nun, es gebe „keinen Beschluss über die Ausstattung mit musealen Originalen“. Mit Gestaltung und Ausstattung befasse sich eine Abgeordneten-Kommission, die Anfang Oktober ihre Arbeit aufnimmt. Allerdings sähen „die einschlägigen Grundsätze von Bund und Ländern für Kunst am Bau“ die „Finanzierung einer Wiederbeschaffung von sogenannter Beutekunst nicht vor“, sondern seien auf „die Schaffung neuer Kunstwerke“ ausgerichtet. Zugleich übte Fritsch harsche Kritik an Ludwigs Vorpreschen: „Ein unabgestimmter Vorgriff auf dieses Verfahren“, bei bedeutenden Bauvorhaben des Landes üblich, „entspricht nicht meinem Demokratieverständnis.“

Die CDU-Fraktionschefin nannte es gestern problematisch, dass die Prüfung ihres Vorschlags verweigert werde. Zuvor hatte sie Fritsch und Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) kontaktiert, um über das Auswärtige Amt „Kulturgüter nach Brandenburg“ zurückzuholen und das Inventar der  Schlösserstiftung auf „Bilder, Bücher, Handschriften, Noten“ aus dem Stadtschloss zu prüfen. axf

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