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Sport: Mädel mit Mut

Rachel Mercik hat bei Turbine Potsdam unterschrieben – die Entscheidung fiel sehr schnell

Stand:

Rachel Lynne Mercik hatte auch schon gehört, was ihr neuer Trainer Bernd Schröder neben den sportlichen Fähigkeiten an ihr schätzt – den amerikanischen Teamspirit. Was der Trainer damit meinen könnte, sagte Rachel Mercik am Freitag, das wisse sie eigentlich nicht so genau. Die Mitspielerinnen „scheinen hier dieselbe Leidenschaft zu haben wie ich.“

Diese positive Einschätzung zählt zweifellos zu den besseren Turbine-Nachrichten der abgelaufenen Woche – denn die personelle Situation hat sich in der Woche weiter verschlechtert (siehe Kasten). Am morgigen Sonntag, wenn Turbine um 14 Uhr beim letztjährigen Pokalschreck Essen die nächsten drei Punkte sichern will, könnte die 22-jährige Kalifornierin bereits zum Einsatz kommen.

Erst seit einer Woche lernt Rachel Mercik ihr neues Team kennen. Am vergangenen Sonntag ist die 22-jährige Kalifornierin nach einem 15-stündigen Flug über San Francisco, New York und Kopenhagen in Berlin gelandet, sah Turbines 4:0 gegen Herford, unterschrieb ihren Vertrag bis Saisonende, absolvierte in den folgenden Tagen die medizinischen Tests und die ersten Trainingseinheiten. „Dass Rachel nach Potsdam kommt, das hat sie eine Woche vorher wohl noch nicht gewusst“, sagt Turbine-Trainer Bernd Schröder, der vorher nur ein Video sah und letztlich einer Empfehlung vertraute.

Melcik schmunzelt, wenn sie erzählt, die Entscheidung für Turbine sei „pretty quick“, also sehr schnell, gefallen. Sie erhielt eine Anfrage ihres Agenten, dann hat sie zugesagt. „Das Mädel hat Mut“, sagt Schröder. In den Vereinigten Staaten spielte sie zuletzt beim nahe San Francisco beheimateten Collegeteam von Bay Area Breeze. Sie hatte ihren Abschluss in Interdisziplinären Studien an der Universität von Berkeley in der Tasche und die Option, als Assistenztrainerin beim Collegeteam mitzuhelfen und selbst weiter zu trainieren, um in der nächsten Saison einen Profiverein in den USA zu finden.

Nun hat Rachel Mercik in Deutschland ihren Profivertrag unterschrieben. Sie wusste, dass Turbine sehr erfolgreich ist, zu den Top-3-Clubs gehört, in Europa gut dabei war. Der Trainer sei schon lange da, was bedeute, dass er erfolgreich arbeitet. Gern hätte sie auch die Vorbereitung mitgemacht, die in Potsdam mit besonders viel Konditionsarbeit verbunden ist; so aber werde sie einige Extra-Schichten absolvieren, um die Rückstände aufzuholen. In den Nachwuchs-Nationalteams habe sie auch auf einem hohen Level trainiert, allerdings nicht täglich und über eine längere Zeit.

Merciks Erwartungen? Wirkung erzielen, sagt sie, und als Teamplayerin helfen, wo sie kann. Und natürlich genießen, was sie jetzt tut und wo sie jetzt ist. Die Amerikanerin, die Stürmerin oder auf den Außenbahnen im Mittelfeld spielt, war mit dem U18-Nationalteam der USA schon in Argentinien; in Europa ist sie jetzt zum ersten Mal. Alles sei sehr anders als in den Staaten, „ich schätze das“. Davon, dass sonntags die Geschäfte geschlossen sind, habe sie gehört – für sie ein Zeichen, dass die Leute das Tempo etwas rausnehmen und das Leben genießen wollen.

Für sie allerdings könnte der Sonntag plötzlich Fahrt aufnehmen. Trainer Bernd Schröder hat wenig Bedenken, sie einzusetzen. „Sie ist schnell, schießt beidbeining, hat großen Kampfgeist, passt auch vom Alter her ins Team“, sagt er. Er hofft, dass sie sich auch von der Spielweise in die Mannschaft einfügt.

Ingmar Höfgen

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