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Verantwortlich. Iris Jana Magdowski, Beigeordnete für Schule.

© Manfred Thomas

Von Jan Brunzlow: Magdowski: Gezielt private Schulen hinzuziehen

Bildungsoffensive 2010: Verwaltung plant Bildungsforum Oberschulen, Amok-Warnsysteme, Qualitätsstandards für Essen und mehr Selbstbestimmung

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Die Landeshauptstadt plant eine Schulstruktur- und Bildungsoffensive: Im kommenden Jahr soll ein Bildungsforum zu Akzeptanz und Chancen der Oberschulen veranstaltet sowie Qualitätsstandards für Schulessen erarbeitet werden. Die Beseitigung der Brandschutzmängel an Schulen soll zudem bis Ende 2010 vollzogen sein, kündigte Iris Jana Magdowski gestern an. Die Dezernentin für Schule, Sport und Kultur sieht auch den Ausbau des Schulnetzes als dringliche Aufgabe an, ebenso die elektronische und technische Ausstattung der Schulen zum Schutz im Fall eines Amoklaufes. Sie sprach sich in dem Zusammenhang für Privatschulen im städtischen Schulnetz aus: Diese seien sehr gut besucht in Potsdam, 20 Prozent der Schüler besuchen eine freie Schule. Und wenn der Stadt das Geld zur Errichtung öffentlicher Schulen fehlt, dann sollte sie „gezielt private Schulbetreiber hinzuziehen“.

Potsdam muss in den kommenden Jahren mehr als 40 Millionen Euro allein in die Sanierung von derzeit nicht genutzten, aber aufgrund steigender Schülerzahlen benötigten Schulstandorten sowie Neubauvorhaben investieren. Dazu zählt der Bau einer Grundschule an der Pappelallee, die Sanierung der Standorte am Schlaatz und in Potsdam-West sowie der Neubau einer weiterführenden Schule im Bornstedter Feld. Dazu kommt noch der etwa zwölf Millionen Euro teure Umbau des Campus Kurfürstenstraße sowie das bereits beschlossene Schul- und Kitasanierungsprogramm, das mehr als 100 Millionen Euro verschlingt.

Maßnahmen, für die es Fördermittel gibt, haben klare Priorität. Magdowski sieht daher Diskussionbedarf bei den nötigen Neubau- und Sanierungsvorhaben. Es gebe drei Möglichkeiten der Finanzierung: Die Stadt bezahlt, ein privater Partner baut und die Stadt betreibt oder ein freier Schulträger wird gezielt angesprochen, eine Privatschule zu eröffnen. Letzteres sei „Ultima ratio“, sagte Magdowski. Die letztmögliche Lösung. Eine entsprechende Passage im Schulentwicklungsplan hatten die Stadtverordneten verändert. Darin hieß es, dass die Stadt in dem Gebäude eine Schule errichtet oder sie einem freien Träger überlässt. Die Stadtverordneten im Bildungsausschuss haben sich allein für die öffentliche Schule entschieden. Magdowski, Mitglied der CDU, wertet private Schulen als belebende Konkurrenz zu öffentlichen Schulen. Daher sei es für sie eine Möglichkeit, wenn kein Geld für eine öffentliche Schule da ist, gezielt private hinzuzuziehen.

Geld hat die Stadt laut Magdowski derzeit auch nicht, um an alle Schulen die technischen Voraussetzung für ein Amoklauf-Warnsystem zu installieren. Seit Ende August liegen die Ordner mit Anforderungen und Hilfestellungen bei Amokläufen in den Schulen. Wie der Leiter des Staatlichen Schulamtes Brandenburg, Ulrich Rosenau, sagte, sei das Thema in den Schulkonferenzen der Schulen behandelt worden. In Potsdam hat die Kollwitz- Oberschule eine Alarmanlage für solche Notfälle erhalten, allerdings nicht vom Schulträger. Vielmehr hatte der Stadtverordnete und Unternehmer Horst Heinzel (CDU) der Schule die Anlage spendiert. Nun will auch die Stadt reagieren. Derzeit läuft an einer Potsdamer Schule ein Testversuch mit der Warnung per Mobiltelefon. Damit würden die Lehrer per Handy über Notsituationen informiert, sagte Iris Jana Magdowski. Die Stadt als Schulträger ist für die Ausstattung der Schulen zuständig. Das Land hatte bei seiner Forderung nach individuellen Notfallplänen an jeder Schule bewusst auf technische Anforderungen verzichtet, weil es sie sonst hätte bezahlen müssen.

Die Ausstattung für solche Fälle sei ein Problem, sagte Magdowski. Für den Brandschutz gebe es klare Auflagen, die seien abzuarbeiten. Für den Fall eines Amoklaufes nicht. Alle Maßnahmen passierten individuell und freiwillig. Sie hoffe für Potsdam auf elektronische Lösungen bei der Warnung vor Amokläufen, da nicht jede Schule in der Stadt umgebaut werden könne. Dieses Geld sei nicht vorhanden. Alarmanlagen, Sprecheinrichtungen oder von außen nicht zu öffnende Klassenzimmertüren sind nicht immer geliebte Standards. Lehrer hätten sich laut Magdowski gegen die von außen verschlossenen Zimmertüren ausgesprochen, da Schüler diese offen halten würden, damit alle reinkommen. Zudem würden Zuspätkommer dann noch mehr den Unterricht stören.

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