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Erfolg ohne Sponsor? Potsdams Sportvereine sorgen sich im Zuge der Stadtwerke-Affäre, dass die Sportförderpraxis in Potsdam unter „Generalverdacht“ stehe.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Magdowski will Nothilfe für Sport

Debatte um Sponsoringpraxis in Potsdam geht weiter / Finanzierung des Kanalsprints in Gefahr

Von Peer Straube

Stand:

Sportdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) will einen städtischen Rettungsschirm für wegen der Geheimbürgschaften-Affäre der Stadtwerke in Not geratene Sportvereine aufspannen. Wenn ein Verein nachweisen könne, dass wegen der Affäre eine vereinbarte Sponsoringleistung zurückgezogen und dadurch ein ambitioniertes Projekt in Gefahr sei, müsse die Stadt das aus ihrem Etat „vorübergehend auffangen“, sagte sie am Dienstagabend im Sportausschuss. Wenn die Stadt in der Lage sei, einem Fußballdrittligisten wie dem SV Babelsberg 03 mit 700 000 Euro unter die Arme zu greifen, müsse das erst recht für die Vereine des Spitzensports gelten – zumal es sich nur um „Kleckerbeträge“ handele. „Das liegt in unserem ureigensten Interesse“, sagte die Dezernentin.

Laut Magdowski gibt die Stadt jährlich 250 000 Euro für die direkte Sportförderung aus, weitere 200 000 Euro wurden bislang aus dem Hauptstadtvertrag zur Verfügung gestellt. Da dieser wie berichtet zum Jahresende auslaufen soll, drohe für viele Vereine „ein Sturz in den Abgrund“, warnte Magdowski.

Vertreter von Sportvereinen hatten im Ausschuss abermals ihrem Frust Ausdruck verliehen, dass die Sportförderpraxis unter „Generalverdacht“ geraten sei. Es gehe lediglich um „einen Geschäftsführer und einen Verein“, sagte Bernd Schröder, Trainer des Frauenfußballvereins 1. FFC Turbine Potsdam. Bekanntlich hatte Ex-Stadtwerkechef Peter Paffhausen dem SV Babelsberg am Aufsichtsrat vorbei mit Bürgschaftszusagen und Darlehen geholfen. Für diesen Fall müssten nun alle Vereine büßen, so Schröder. Laut Torsten Gutsche vom Kanuclub Potsdam im OSC gebe es bereits konkrete Auswirkungen. So sei der traditionelle Kanalsprint auf dem Stadtkanal in Gefahr, weil 25000 Euro fehlen. Laut OSC-Geschäftsführer Jürgen Höfner sei diese Summe eine der Anwärter, unter den angekündigten Rettungsschirm von Magdowski zu schlüpfen.

Unterdessen veranstaltete CDU-Kreischefin Katherina Reiche gestern mit Stadtfraktionschef Michael Schröder ein Treffen mit rund 30 Vertretern Potsdamer Sportvereine. Reiches Motivation: „Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Gewichte bei der Förderung der Sportvereine ungleich verteilt sind.“ Ex-Wasserball-Nationalspieler Andreas Ehrl beanstandet ebenfalls das Ungleichgewicht: „Die Handballer, immerhin in der zweiten Bundesliga, müssen jährlich mit 1800 Euro auskommen.“

Ulrich Baumann von der Initiativgruppe zum Erhalt der Geräteturnhalle im Luftschiffhafen wirft der Verwaltung vor, das Gebäude systematisch vernachlässigt zu haben. Hier würden wöchentlich 1300 Freizeitsportler trainieren. Der Ex-Präsident des Märkischen Turnerbundes sagt verbittert: „In Potsdam interessiert sich niemand für diese Sportart.“

Anne Pichler vom Stadtsportbund appellierte an alle Beteiligten, die Potsdamer Vereine nicht gegeneinander auszuspielen. Die Kleinstunternehmer, welche viele der 150 Sportvereine unterstützen, seien derzeit verunsichert und müssten wieder Vertrauen gewinnen.

Aus den Sportvereinen erging an den anwesenden Landtagsabgeordneten Steeven Bretz (CDU) die Forderung, sich für den Erhalt der Hauptstadtmittel in Höhe von fünf Millionen Euro, aus denen ein Teil Sportförderung finanziert werde, einzusetzen. Bretz dazu: „Die Dinge, die in Potsdam stattfinden, machen es mir gegenüber den anderen Abgeordneten schwer.“ Potsdam habe ein „Transparenzproblem“. Nicht ohne Grund habe der Landesrechnungshof das Finanzgebaren der Stadt bei der Sanierung des Karl-Liebknecht-Stadions beanstandet.

Künftig dürfe das Sponsoring nicht über kommunale Unternehmen wie die Stadtwerke  stattfinden, sondern über den städtischen Haushalt, waren sich die Anwesenden am Schluss einig.

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