Sport: Mal raus aus dem Alltag

Bemerkenswertes tat sich, als der FC Hansa Rostock am 2. Juli auf einem sonst vorrangig von Leichtathleten genutzten Sportplatz in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ostseestadion zur Saisoneröffnung einlud. Der Fußball-Zweitligist hatte den Termin diesmal bewusst auf einen Sonntag gelegt – mit durchschlagendem Erfolg. Mehr als 4000 Besucher kamen, doppelt so viele wie im Vorjahr. Ein Redakteur der „Ostsee-Zeitung“, der seit Jahren mit dem Geschehen rund um den Fußball-Zweitligisten vertraut ist, sprach gestern davon, dass in der Stadt eine neue Euphorie ausgebrochen ist: „Die Leute warten darauf, dass der Ball wieder rollt.“

Der FC Hansa tat einiges, um das Stimmungsbild positiv zu beeinflussen. Mit Stefan Beinlich wurde ein Aufstiegsheld von 1994 verpflichtet. Im 23-köpfigen Aufgebot stehen immerhin 13 Fußballer aus dem Einzugsbereich des Nordostdeutschen Fußballverbandes. Zuletzt rückten einige Talente aus dem eigenen Nachwuchs in den Lizenzbereich auf. Kein Zweifel, dem gemeinen Hansa-Fan fällt es wieder leichter, sich mit den Spielern zu identifizieren. Mit Stefan Studer wurde ein neuer Mann für´s Management verpflichtet. Studer, einst ebenfalls in der Bundesliga für die Rostocker aktiv, kündigte eigens seinen gut dotierten Job bei einer Bank und zog aus Niedersachsen an die Ostsee.

Gestern bezogen die Rostocker ein Trainingslager in Kühlungsborn. Von dort aus reisen sie am Sonntag in den Potsdamer Südwesten und bestreiten einen freundschaftlichen Vergleich gegen den SV Babelsberg 03 (17 Uhr, Stadion Luftschiffhafen). Trainer Frank Pagelsdorf wechselte während der bislang zur Austragung gebrachten Tests gegen den 1. FC Neubrandenburg (9:0), Grün-Gold Güstrow (9:0), AWO Hagenow (6:2) und zuletzt beim 1. FC Union Berlin (0:1) komplett durch. Dem Vernehmen nach wird dies auch in der Partie gegen Babelsberg 03 der Fall sein. „Der Trainer probiert noch viel“, erzählte Axel Schulz, der beim FC Hansa die Pressestelle leitet, gestern.

Beide Vereine bestreiten den Vergleich aus dem vollen Training heraus. „Für uns ist das Spiel natürlich eine tolle Sache. Es passt ganz prima in unsere Planung, die sich streng auf die Oberliga konzentriert“, wertet Nulldrei-Trainer Rastislav Hodul. Der 37-jährige Slowake hofft inständig, dass sich heute in Sachen Carsten Busch Entscheidendes tut. Der 25-jährige Torhüter trainiert seit fast zwei Wochen beim SVB mit (PNN berichteten) und hat die sportlich Verantwortlichen längst überzeugt. Recht spät erst wurde versucht, finanzielle Unterstützung für Buschs Kommen zu organisieren. Busch: „Für mich als gebürtigen Rostocker wäre es ein Riesending, am Sonntag gegen Hansa zwischen den Pfosten zu stehen.“

Der SV Babelsberg 03 bricht übermorgen einmal aus dem sportlichen Alltag aus ohne dessen Realität hinter sich zu lassen. Was wirklich zählt, ist die Meisterschaft in der Oberliga Nord, wo gleich zum Saisonauftakt am 4. August das Derby gegen den Ludwigsfelder FC ansteht (19 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion). Rastislav Hodul: „Auf diesen Tag arbeiten wir hin.“

Thomas Gantz