Landeshauptstadt: Malteser geben Treffpunkt Freizeit auf
Paukenschlag nach Zustimmung von Jugendhilfeausschuss für Trägerwechsel des Kindermusiktheaters
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Am Neuen Garten - Das Potsdamer Rathaus hat ein neues ernstes Problem: Gestern Abend kündigten die Malteser Werke in einer Mitteilung nach dem gestrigen Jugendhilfeausschuss an, den Treffpunkt Freizeit nicht mehr als Träger betreiben zu können. Deswegen werde nun eine „außerordentliche Kündigung“ des Betreibervertrags angestrebt, sagte Malteser-Prokurist Patrick Hofmacher den PNN auf Anfrage. Damit steht die traditionsreiche Freizeitstätte, die Anfang des Jahrzehnts noch vor der Schließung gerettet und später mit rund sieben Millionen Euro saniert wurde, vor einer ungewissen Zukunft.
Der endgültige Anlass für den Griff der Malteser zur Reißleine war nach Angaben von Hofmacher ein Beschluss, den der Jugendhilfeausschuss gestern in seinem Beisein gefasst hatte. Darin hatte eine Mehrheit im Fachausschuss entschieden, das bisher zum Treffpunkt gehörende Kindermusiktheater „Buntspecht“ ab nächstem Jahr dem Bürgerhaus am Schlaatz als neuem Träger zuzuschlagen – samt 65 000 Euro. Damit reduziert sich die Förderung für die Malteser von 392 000 auf 327 000 Euro. „So ist der Treffpunkt nicht mehr trag- und finanzierbar“, sagte Hofmacher. Ein Angebot der Malteser an die Stadt, die bisherigen Fördermittel nur auf 372 000 Euro zu verringern, sei abgelehnt worden. Zugleich hätten die Malteser das Haus seit der Übernahme mit 250 000 Euro Eigenmitteln bezuschusst. „Allein in diesem Jahr werden wir aber 120 000 Euro Defizit haben“, sagte Hofmacher. Denn auch wegen der anhaltenden Querelen rund um die Zukunft des „Buntspecht“-Theaters seien kaum noch Einnahmen aus Spenden geflossen. Wegen der Konflikte zwischen Maltesern und „Buntspecht“-Theater hatte die Verwaltung auch den nun beschlossenen Trägerwechsel vorgeschlagen.
Wie berichtet, hatte es seit Anfang des Jahres massiven Ärger um „Buntspecht“ gegeben. Der damals noch amtierenden Treffpunkt-Chef André Martin hatte das Theaterkonzept in dem Haus verändern wollen, dagegen wehrten sich die langjährige „Buntspecht“-Leiterin Margitta Burghardt und die Eltern der kleinen Theaterdarsteller. Es gab gegenseitige Verdächtigungen, öffentliche Proteste der Eltern, selbst nie bewiesene Körperverletzungsvorwürfe gegen Martin standen im Raum. Im Herbst schließlich verließ Martin den Treffpunkt und konstatierte „Altlasten, die den Weg vom Pionierhaus zu einem modernen Angebot blockieren“. Wegen der Pläne für einen Trägerwechsel des Kindertheaters hatte Martin zuletzt vor der Schließung der neu aufgebauten Theatergruppen am Treffpunkt gewarnt. Die Malteser hätten für anderes Theater neben „Buntspecht“ erst Anfang diesen Jahres eine neue Stelle geschaffen, hieß es.
Beim Beschluss zur Zukunft der Buntspechte wussten die Mitglieder im Jugendhilfeausschuss gestern nichts von den Rückzugsplänen der Malteser – obwohl Prokurist Hofmacher als Gast der Sitzung anwesend war. Nach wechselhafter Diskussion – unter anderem hatten die Bündnisgrünen Bedenken wegen des Trägerwechsels – wurde Hofmacher nach seiner Meinung gefragt. Er sagte, er „unterstütze“ den Antrag auf Trägerwechsel, dies sei die „verträglichste Lösung“. Zudem habe er kein Interesse an einem weiteren „Rosenkrieg“. Danach gab es im Ausschuss kaum noch Bedenken, der Beschluss fiel. Dann erst gab Hofmacher seine vorbereitete Mitteilung an Journalisten. Den PNN erklärte er, im Ausschuss habe ihn „niemand“ nach möglichen Geldproblemen gefragt – deswegen habe er die Rückzugspläne nicht angesprochen.HK
Das Video stellte uns PotsdamTV zur Verfügung
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