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Landeshauptstadt: Malz und Hopfen, Hefe und Wasser

Mit dem „Tag des deutschen Bieres“ wird heute auch in Potsdam der Verkündung des Reinheitsgebotes von 1516 gedacht

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Mit dem „Tag des deutschen Bieres“ wird heute auch in Potsdam der Verkündung des Reinheitsgebotes von 1516 gedacht Von Henner Mallwitz Wenn heute der „Tag des deutschen Bieres“ mancherorts mit einem kräftigen Schluck begangen wird, sollte ruhig auch auf den Alten Fritz angestoßen werden. Schließlich war es Preußens Oberhaupt, das es sich nicht nehmen ließ, das Brauhandwerk selbst zu erlernen und das schon zeitig den außerordentlichen Wert des Gerstensafts erkannte. Mit einem cleveren Schachzug brachte Friedrich der Große die preußische Brautradition voran: Er erhöhte die Zölle für den Kaffeeimport und sorgte somit für einen größeren Bierkonsum. Dutzende kleiner Brauereien entstanden auch in Potsdam – erst durch die Industrialisierung mussten sie den größeren weichen. „Heute ist der Tag des deutschen Bieres, der Tag, an dem Herzog Wilhelm IV. anno 1516 das deutsche Reinheitsgebot erließ, eher ein Gedenktag, der im Süden Deutschlands begangen wird“, meint Uwe Strunk, Hauptgeschäftsführer des brandenburgischen Hotel- und Gaststättenverbandes. „Mich haben leider keine Anfragen von Restaurants aus unserer Region erreicht.“ In Ostdeutschland sei dieser Tag irgendwie noch nicht angekommen; vor allem in Bayern und Baden-Württemberg werde auf das Reinheitsgebot schon eher angestoßen. Wer dies auch bei uns tun möchte, muss jedoch nicht so weit fahren: Auch in Potsdam kümmern sich einige – wenn auch wenige – Gastronomen um diesen bedeutsamen Tag. „Den kann man als Braumeister doch unmöglich ignorieren“, bestätigt dann auch Jürgen Solkowski, der zusammen mit seiner Frau die Meierei im Neuen Garten betreibt. Seine Gäste können ihm über die Schulter schauen, wenn das selbst gebraute Bier in den kupfernen Kesseln überprüft und später ausgeschenkt wird. „Zum Tag des deutschen Bieres werden wir stündlich eine Brauereiführung anbieten, und auch das Bier wird an diesem Tag preiswerter sein.“ Statt der üblichen 2,70 für einen halben Liter vom Fass müssen heute nur zwei Euro berappt werden. Ab 16 Uhr spendiert er zudem 50 Liter Freibier. Eigentlich wollte der Braumeister sein selbst kreiertes Hausbier anbieten, doch das überlegte er sich gestern noch einmal. Nun wird es Rotbier geben, einen englischen Biertyp, der herb und erfrischend schmeckt. Mit dem Werderaner Baumblütenbier bietet die Braumanufaktur Forsthaus Templin pünktlich zum Tag des deutschen Bieres ein Bräu an, das es nun nach mehr als 80 Jahren erstmals wieder gibt. Zum Baumblütenball soll das erste Fass heute Abend angestochen werden. „Die Werderaner Bierbrauerei hatte eine lange Tradition“, erzählt Forsthaus-Inhaber Thomas Köhler. „Fontane beschrieb es schon, Aufzeichnungen über Obstwein sind bei ihm hingegen kaum zu finden.“ 1916 wurde in Werder das letzte Bier gebraut. Mit der „Potsdamer Stange“ soll im Forsthaus in einem guten Monat zudem eine alte Tradition aufgegriffen werden: Das besonders spritzige Bier, das vor dem Krieg und teilweise auch zu DDR-Zeiten in Potsdam gebraut wurde, soll dann fest ins Sortiment aufgenommen werden. In Potsdams bayerischem Restaurant, dem „Wirtshaus Schmankerl“ an der Zeppelinstraße, findet der Tag hingegen keine besondere Beachtung. „Wir feiern mit dem Oktoberbier- und dem Salvatoranstich im März zwei Bierfeste im Jahr“, so Inhaber Andreas Hähnel. „Der Tag des deutschen Bieres hat in unseren Breiten einfach keine Tradition.“ Trotzdem komme auch das bayerische Bier bei den Potsdamern gut an: Paulaner und dazu eine deftige Grillhaxe seien die Renner. Die bekannten Potsdamer Biermarken wie das „Rex-Pils“ und der schwarze „Märkische Landmann“ werden indes seit dem vergangenen Jahr in Berlin hergestellt: Die Kindl Brauerei begründete die Schließung des Standortes Potsdam mit dem sinkenden Pro-Kopf-Verbrauch an Bier. Bei einer Kapazität von zwei Millionen Hektar wurden 2001 nur noch 1,12 Millionen produziert. Ein Trend, der nach wie vor anhält.

Henner Mallwitz

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