zum Hauptinhalt

Sport: „Man kann sich Wünsche auch erfüllen“

Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder: Zum Auftakt der Frauen-Bundesliga warten schwere Spiele

Stand:

Herr Schröder, sind Sie vor der nun beginnenden Frauenfußball-Saison nervöser als vor früheren Spieljahren? Schließlich geht Turbine Potsdam mit der jüngsten Bundesliga-Mannschaft in die Meisterschaft; ihr Durchschnittsalter beträgt gerade mal 19,9 Jahre.

Ja, ich bin nervöser, weil die Situation diesmal eine andere als in den letzten Jahren ist. Wir sind noch nicht optimal vorbereitet, da sechs unserer Spielerinnen erst vor zwei Wochen von der U19-Europameisterschaft aus Island zurückkehrten und Anna Bornhoff noch mit der deutschen Studentenauswahl bei der Universiade in Thailand weilt. Wenn unsere junge Mannschaft die ersten beiden Spiele in den Sand setzen sollte, könnte das an die Moral gehen. Was wir natürlich nicht hoffen.

Welches Ziel haben Sie für das kommende Spieljahr?

Wir werden nach wie vor als ein Team gehandelt, dass um den Meistertitel mitspielen und ins DFB-Pokalfinale einziehen kann. Natürlich wollen wir diese Erwartungen anderer an uns auch erfüllen, und mit sechs U19-Europameisterinnen können wir nicht so tun, als wollten wir nur unter ferner liefen mitspielen. Unser Anspruch kann nur sein, oben mitzumischen.

Ein realistischer Anspruch?

Angesichts der Stärke des FFC Frankfurt und des FCR Duisburg ist es eher ein Wunsch. Aber man kann sich ja Wünsche auch erfüllen

Die Erwartungen bei Turbines Fans sind groß.

Im vergangenen Jahr wurde mehr erwartet, als die Mannschaft leisten konnte, und durch die komfortable Rückrunde sind natürlich wieder sehr hohe Erwartungen entstanden. Denen wollen wir natürlich gern gerecht werden, was mit einer so jungen Mannschaft wie der unseren aber nicht selbstverständlich ist.

Sie haben Ihr Team nur mit zwei Spielerinnen aus anderen Vereinen – Anna Bornhoff aus Crailsheim und Jessica Wich aus Regensburg – verstärkt. Reicht das?

Wir können nur neue Spielerinnen brauchen, die besser sind als die, die wir haben. Bei Bornhoff und Wich handelt es sich eher um sinnvolle Ergänzungen für eine flexiblere Spielweise. Sie stehen vom Leistungspotenzial her nicht über unseren anderen Spielerinnen. Bornhoff soll mit ihren Erfahrungen helfen, Wich ist eine Stürmerin für die Zukunft.

Sie suchen immer noch eine kreative Mittelfeldspielerin, eine so genannte Nummer zehn. Wie weit sind Sie damit?

Ich habe viele Gespräche ohne befriedigende Ergebnisse geführt und auch eine ganze Reihe Brasilianerinnen angeboten bekommen. Aber wir können nicht die Katze im Sack kaufen, und die Zeit bis zum Transferschluss am 31. August läuft und läuft. Mal sehen, ob Viola Odebrecht ihren Vertrag beim SC Bad Neuenahr bis zum Ende erfüllen wird oder eventuell doch schon in der Winterpause zu uns zurückkehren kann – was uns natürlich sehr freuen würde.

Wie sieht die Zukunft Essi Sainios aus? Ihre finnische Mittelfeldspielerin hat sich bereits zum vierten Mal den Mittelfuß gebrochen.

Aber nie bei uns, immer bei Lehrgängen oder Spielen finnischer Auswahlmannschaften. Untersuchungen haben ergeben, dass die Knochendichte okay, die Knochenstellung aber nicht optimal ist. Spezielles Schuhwerk soll jetzt für eine Stabilisierung vor allem des Mittelfußes sorgen. Ich denke, Sainio braucht noch vier Wochen, dann soll sie einen richtigen Aufbau in der zweiten Bundesliga bekommen.

Mit Nadine Angerer, Babett Peter und Anja Mittag wurden in der vergangenen Woche drei Potsdamer Spielerinnen für die Weltmeisterschaft in China nominiert. Sind Sie zufrieden damit?

Ja, denn ich war von Anfang an davon überzeugt, dass diese drei bei der WM dabei sein werden.

Wegen der am 10. September beginnenden WM-Endrunde wird die Bundesliga pausieren. Wird Turbine einen Monat lang nur trainieren?

Nein. Wir werden währenddessen in einem so genannten WM-Überbrückungsturnier am 9. September in Putlitz gegen den Hamburger SV, am 16. September in Gotha gegen den FFC Frankfurt und am 23. September in Ziesar gegen den VfL Wolfsburg spielen.

Warum diese ungewöhnlichen Spielorte?

Wir haben uns mit den anderen Vereinen darauf verständigt, uns jeweils in etwa in der Mitte des Weges zu treffen.

Zunächst aber beginnt für Turbine die Saison am Sonntag beim TSV Crailsheim und eine Woche drauf daheim gegen Aufsteiger Wattenscheid 09. Ein günstiger Bundesliga-Start, oder?

Von wegen! Crailsheim spielt zu Saisonbeginn immer stark, ist immer gut in die Bundesliga gestartet. Und Wattenscheid hat mit Nationalspielerin Kerstin Stegemann und einigen weiteren früheren Bundesliga-Spielerinnen aus Rheine eine sehr erfahrene Mannschaft zusammen. Das werden zwei sehr schwere Spiele für uns und wir müssen aufpassen, dass nicht wieder eine gewisse Unruhe einzieht, falls zum Auftakt nicht gleich alles klappen sollte.

Das Interview führte Michael Meyer.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })