
© J. Kuppert
Sport: „Man spürt jeden Tag die Konkurrenz“
Felicitas Rauch gehört mit 18 Jahren zu den jungen Wilden bei Turbine Potsdam. Ihr Bundesliga-Debüt gab sie gegen Frankfurt
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„Es ist ein unglaubliches Gefühl, ins Stadion einzulaufen – das kennt man ja normalerweise nur aus dem Fernsehen“, beschreibt Felicitas Rauch ihre Erinnerungen an ihr erstes Länderspiel in der U16-Nationalmannschaft. Das Gefühl der Gänsehaut, die sie am ganzen Körper hatte, als die Nationalhymne gespielt wurde, hat sich damals in ihr Gedächtnis gebrannt. An das Spiel selbst und den Gegner kann sie sich gar nicht mehr erinnern. Denn seit ihrem Debüt im Nationaldress 2012 hat die Abwehrspielerin des 1. FFC Turbine Länderspieleinsätze in allen Junioren-Nationalmannschaften des DFB gesammelt.
„Anfangs habe ich noch mitgezählt“, meint die nunmehr 18-Jährige. Doch irgendwo zwischen Schule, Bundesligaalltag und Nationalmannschaft sei dies dann einfach auf der Strecke geblieben. In diesem Sommer hat Felicitas Rauch den Sprung aus dem AOK-Perspektivteam, einer vereinsinternen Fördergruppe für besonders aussichtsreiche Talente, in die erste Mannschaft von Turbine Potsdam geschafft. Seit Beginn der laufenden Saison schnürt die gebürtige Niedersächsin ihre Töppen für das Bundesligateam und muss mit der Dreifach-Belastung umgehen. „Dazu kommt, dass der Unterschied von der zweiten zur ersten Bundesliga einfach enorm ist“, meint Rauch, die zwei Jahre lang Erfahrungen im Reserve-Team der Turbinen sammelte, mit dem sie in der vergangenen Saison den Meistertitel in der zweiten Bundesliga holte. An das höhere Tempo und an das ungewohnte Spielsystem der Dreierkette musste sie sich erst einmal gewöhnen. „Im Gegensatz zur Viererkette ist man bei der Dreierkette deutlich mehr aufeinander angewiesen und muss viel mehr kommunizieren“, erklärt sie. Vor allem sei die Trainingseinstellung, die beim Bundesligateam auf dem Platz herrsche, für die Abwehrspielerin eine neue Erfahrung. „Man spürt jeden Tag die Konkurrenz und den Ehrgeiz.“ Dadurch müsse man jeden Tag an die eigene Leistungsgrenze gehen, meint Rauch, die die 13. Klasse der Potsdamer Sportschule besucht. Ehrgeiz und Zielstrebigkeit seien dabei gefragt – zwei Attribute, die Felicitas Rauch nicht nur im sportlichen, sondern auch im schulischen Bereich an den Tag legen muss. Denn beinahe jeden Monat ist sie vier bis fünf Tage mit der Nationalmannschaft unterwegs. „Da muss man sich eben ransetzen und selber was für die Schule machen.“
Dass sie ihr Debüt in der höchsten deutschen Liga dann ausgerechnet gegen den ewigen Konkurrenten 1. FFC Frankfurt feiern durfte, verursache bei ihr erneut eine Gänsehaut. „Da steht man plötzlich Spielerinnen wie Kerstin Garefrekes gegenüber, denen man früher selber zugeschaut hat und die in ihrem Leben einfach schon so viel erreicht haben“, meint sie. Doch auch Felicitas Rauch kann schon auf eine sehr erfolgreiche sportliche Laufbahn zurückblicken, denn seit ihrem Wechsel zu Turbine Potsdam ging es für sie fußballerisch steil bergauf.
Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte sie mit dem Titelgewinn bei der U20-Weltmeisterschaft, die im vergangenen August in Kanada stattfand. Dabei setzte sich die DFB-Auswahl gegen die Teams aus Brasilien, den USA und China durch – jene Mannschaften, die seit Jahren das Geschehen im Frauenfußball dominieren. „Aber als wir dann im Finale gegen Nigeria standen und beim Einlaufen nur so wenige Meter vom Pokal entfernt lang gelaufen sind, wusste ich, dass es heute nur einen Sieger geben kann“, erzählt Rauch, als sie mit der Mannschaft in das Olympic Stadion in Montréal einlief. Ein magischer Moment, den Felicitas Rauch selbst erlebt hat und nicht nur aus dem Fernsehen kennt. Chantal Willers
Chantal Willers
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