
© Andreas Klaer
Von Peer Straube: Management für Handel
Babelsberg, Innenstadt und Holländisches Viertel sollen gestärkt werden / Kritik an zu hohen Mieten
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Innenstadt/Babelsberg - Die Ansiedlung eines „Magneten“ soll dem Einzelhandel in Babelsberg zu neuem Schwung verhelfen. Mehr als 1000 Quadratmeter Gewerbefläche sollen dafür auf dem Gelände der Post am S-Bahnhof bereitgestellt werden, kündigte Stadtkontor-Chef Rainer Baatz gestern vor Journalisten an. Man sei in „guten Gesprächen“ mit dem Eigentümer des Objekts, der amerikanischen Lone-Star-Gruppe, versicherte Baatz. Möglich sei etwa ein „hochwertiger Herrenausstatter“. Die Überlegungen sind Teil des Konzepts für ein Geschäftsstraßenmanagement, mit dem die Stadt den Cityhändlern gegen die Shoppingmall-Konkurrenz den Rücken stärken will. Gestern fiel dafür offiziell der Startschuss. 215000 Euro an EU-Fördermitteln darf Potsdam bis 2011 dafür ausgeben, die Federführung obliegt dem Stadtkontor.
Gerade für Babelsberg sieht man dort noch einiges an Potenzial. Noch immer häufe sich der Leerstand im Zentrum rund um die Karl-Liebknecht-Straße. Aktuell schwanke er zwischen acht und elf Prozent, sagte Baatz. Als Hauptgrund hat man die zu teuren Gewerbemieten frisch sanierter Häuser ausgemacht. „Das hatten wir so nicht erwartet“, bekannte Baatz. Nun soll mit den Eigentümern der Häuser über mögliche Nachlässe verhandelt werden. Als weitere Maßnahme will man den Anteil kostenpflichtiger Parkplätze steigern, etwa in der Karl-Liebknecht- und in der Garnstraße. Daneben sollen der Branchenmix verbessert und neue Händler bei der Ansiedlung unterstützt werden.
Auch in der City sieht Baatz einigen Nachholbedarf. So würden die Touristen dort „nicht richtig geleitet“. Mit Flyern und speziellen Angeboten könne man dies ändern. Auch ein System der Parkgebührenerstattung an die Kunden durch die Einzelhändler müsse in der City etabliert werden, forderte Baatz und verwies auf Babelsberg. „Dort funktioniert das bereits gut.“ Das wenig genutzte Parkhaus in der Hegelallee und die Tiefgarage am Luisenplatz müssten ebenfalls besser beworben werden. Eine Rolle spiele auch die Fahrradfreundlichkeit beim Einkaufen. Mehr Fahrradständer könnten die City attraktiver machen und zugleich dazu bewegen, das Auto stehen zu lassen. Vom Geldfluss der Bundeshauptstadt will das Stadtkontor auch etwas nach Potsdam umlenken. So sollten die verkaufsoffenen Sonntage mit Events wie dem Töpfermarkt verknüpft werden, „um erlebnishungrige Berliner für ihren Wochenendausflug in die Potsdamer Innenstadt zu locken“, sagte Baatz. Die Werbetrommel dafür könnte im Radio gerührt werden, indem etwa Karstadt sein Budget für entsprechende Spots nutzt.
Beteiligt an allen Aktionen werden die Händler vor Ort – über die AG Innenstadt und die AG Babelsberg. Das aktuelle Sorgenkind Holländisches Viertel soll ebenfalls ins Geschäftsstraßenmanagement einbezogen werden. Im Einzelhandelskonzept der Stadt sei dies „leider am Rand geblieben“, ließ Baatz Kritik an der städtischen Politik mitschwingen. Wie berichtet, klagen die Händler des beliebten Touristenziels über zu hohe Mieten und strenge Denkmalschutzauflagen. Als Folge gibt es zunehmenden Leerstand im Viertel. AG-Innenstadt-Chef Wolfgang Cornelius (CDU) gab einen Teil der Schuld auch den „Akteuren im Viertel“. Wiederholt habe man zum Gespräch über die Probleme eingeladen, das Interesse sei aber „gleich null“ gewesen. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gelobte Besserung. Das Holländische Viertel werde in das neue Management „gezielt einbezogen“. In der vergangenen Woche hatte bereits der Bauausschuss einem Antrag der Linken zugestimmt, wonach das Viertel aufgewertet werden soll. Einen ersten Bericht will die Stadt noch vor der Sommerpause geben.
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