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Aus dem Gerichtssaal: Mann ließ Hündin leiden

Der angeklagte Potsdamer brachte sein schwerkrankes Tier nicht zum Arzt.

Stand:

Detlef D. * (47) kümmerte sich weder um die Leiden seiner alten Mischlingshündin Stine* noch scherten ihn die Konsequenzen seines Handelns. Der Alkohol- und Drogensüchtige sollte sich gestern wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz vor dem Amtsgericht Potsdam verantworten. Die Anklage warf ihm vor, zwischen August 2012 und Februar 2013 das 15 Jahre alte, offensichtlich unter Schmerzen leidende und kaum noch gehfähige Tier keinem Veterinär vorgestellt zu haben. Als der eingeschaltete Amtstierarzt die Einschläferung des Hundes verfügte, soll er sich der Anordnung widersetzt haben.

Doch Gericht, Staatsanwaltschaft, Zeugen und die interessierte Öffentlichkeit warteten vergebens auf das Erscheinen des Angeklagten. Nach der obligatorischen viertelstündigen Wartepause erließ Amtsrichter Francois Eckardt einen Strafbefehl über 60 Tagessätze zu je 15 Euro, der einer Verurteilung gleichkommt. Jetzt hat D. zwei Wochen lang Zeit, Einspruch einzulegen. Lässt er diese Frist verstreichen, wird die Sanktion rechtskräftig.

Als sich beim Tierschutzverein Hinweise aufmerksamer Nachbarn auf die Qualen der Mischlingshündin häuften, habe man versucht, Einfluss auf Detlef D. zu nehmen, erzählte die ehrenamtliche Mitarbeiterin Anke Drohla am Rande des Prozesses. Zwei Jahre lang habe sich Detlef D., der aus der Hausbesetzerszene stammt, geweigert, Hilfe für Stine anzunehmen. „Er blockte alles ab, war weder persönlich noch telefonisch zu erreichen. Wir hätten ihm sogar die nötigen Medikamente bezahlt“, so Anke Drohla.

Als es dem Hund immer schlechter ging, wandte sich der Tierschutzverein an das Veterinäramt. Bei einem Hausbesuch soll Detlef D. den Behördenmitarbeitern jedoch einen anderen Hund präsentiert haben. Mit Unterstützung von Polizei und Ordnungsamt konnte Stine, die inzwischen in ihren Exkrementen lag, schließlich aus der Wohnung geholt und ins Tierheim gebracht werden. Allerdings war ihr gesundheitlicher Zustand inzwischen so schlecht, dass sie eingeschläfert werden musste.

Das Schicksal von Stine sei kein Einzelfall, berichtete Anke Drohla. Gerade sozial schwache Menschen würden sich gern mit Tieren umgeben, die sie dann nicht artgerecht halten oder vernachlässigen würden. In der Notfalldatenbank des Tierschutzvereins seien mittlerweile 800 Fälle aus Potsdam und dem Umland gespeichert. „Das betrifft Hunde, Katzen, Pferde, aber auch Kaninchen und Vögel“, so die Ehrenamtliche. Natürlich müsse man differenzieren. Es komme auch vor, dass sich verfeindete Nachbarn der Misshandlung ihrer Schützlinge bezichtigen, es den Tieren dann aber bestens gehe. (*Namen geändert.) (Hoga)

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