Landeshauptstadt: Mann sprang von Hochhaus in den Tod Etwa 19 Potsdamer töten sich pro Jahr selbst
Am Schlaatz - Ein 44-jähriger Mann ist in der Nacht zum Mittwoch aus dem Schilfhof 18 in den Tod gesprungen. Laut einer Polizeisprecherin starb der Potsdamer noch vor Ort.
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Am Schlaatz - Ein 44-jähriger Mann ist in der Nacht zum Mittwoch aus dem Schilfhof 18 in den Tod gesprungen. Laut einer Polizeisprecherin starb der Potsdamer noch vor Ort. Der verheiratete Mann sei zuvor bei einem Bekannten in dem Hochhaus zu Besuch gewesen und habe sich dort „ganz normal“ verabschiedet. „Ihm war nichts anzumerken“, sagte die Sprecherin. Kurz nach ein Uhr erhielt die Polizei einen Anruf von einem Anwohner, der einen Aufprall gehört hatte. „Wir ermitteln noch über die genauen Umstände des Vorfalls“, sagte die Sprecherin. So sei noch unklar, aus welchem Stockwerk der Selbstmörder sprang. In dem Haus existieren frei zugängliche Balkone in jeder Etage.
Das Haus befindet sich direkt neben dem Hochhaus, aus dem sich im vergangenen Mai eine Mutter mit ihrem dreijährigen Kind in den Tod gestürzt hatte. Rund 19 Potsdamer töten sich durchschnittlich jedes Jahr selbst. 2007 waren es zwölf, zwei Jahre zuvor 28 Menschen. 1990 – im Jahr nach der Wende – wählten sogar 30 Potsdamer den Freitod. Die Zahl schwankt von Jahr zu Jahr. Ursache für einen Suizid seien laut Potsdamer Psychologen häufig psychische Erkrankungen wie depressive oder schizophrene Störungen, aber auch Suchtkrankheiten und wirtschaftliche Schwierigkeiten. Vor allem Männer töten sich selbst. Auch 2007 waren neun der Todesopfer männlich, nur drei weiblich. Die teilweise 15-geschossigen Hochhäuser mit den frei zugänglichen Balkonen in den Plattenbaugebieten der Landeshauptstadt gelten auch in Polizeikreisen als Anziehungspunkte für Selbstmordwillige. Einige führen aus dem Umland und Berlin extra dorthin, um von dort in den Tod zu springen. Trotzdem wählten im Land Brandenburg etwa nur sechs Prozent aller Selbstmörder diese Art des Sterbens. Ähnlich sehe es in Potsdam aus, schätzt man bei der Polizei. Die meisten würden sich „im Stillen“ erhängen oder vergiften.
Wer Menschen kennt, die Selbstmord gefährdet sind, kann sich an den sozial-psychiatrischen Dienst unter Telefon (0331) 289 24 28 wenden. just/hk
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