Aus dem GERICHTSSAAL: Mann zum Heiraten gesucht
Anklage: Liebestoller Heiratskandidat wurde um 1000 Euro geprellt
Stand:
„Meine Tochter hat gesagt, du bist ganz schön doof gewesen“, erzählt Bruno B.* vor Gericht. Der Rentner sieht das im Nachhinein ebenso. Im Februar 2004 war der damals 60-Jährige offenbar liebestoll, wollte die 22-jährige Sophia S.* ehelichen. Die Bulgarin hielt sich illegal in Deutschland auf, suchte dringend einen Mann zum Heiraten. Sophia S. sei ihm von einer Agentur geschickt worden, so Bruno B. Zwei Tage lang habe sie sich in seiner Wohnung im Zentrum-Ost aufgehalten, ihm eine rührselige Geschichte von ihrer kranken Mutter und den horrenden Behandlungskosten in ihrem Heimatland erzählt. Der Witwer hob 1000 Euro von seinem Konto ab. Sophia S. – sie stellte sich bei ihm mit falschem Namen vor – verschwand mit den Scheinen auf Nimmerwiedersehen. Der Geprellte erstattete Anzeige.
„Ich habe zwei oder drei Wochen bei Bruno gelebt. Er war nett, ich wollte ihn wirklich heiraten“, präsentiert Sophia S. ihre Version. Dass sie bereits von einem anderen Mann schwanger war, will sie nicht gewusst haben. „Bruno hat mir die 1000 Euro gegeben, damit ich nach Bulgarien fahren und meine Papiere in Ordnung bringen lassen kann.“ Leider habe sich die Tochter des Pensionärs den Heiratsplänen ihres Vaters widersetzt, so die wegen Betruges Angeklagte. „Ich wollte ihm ja das Geld zurückgeben. Aber diese Frau hat mir keine Chance gelassen, mit ihrem Vater zu reden.“ Bruno B. bestreitet, dass sich seine erwachsene Tochter in sein Liebesleben eingemischt habe. „Sie hat überhaupt keinen Kontakt mit Sophia S. gehabt.“ Die inzwischen 25-Jährige entgegnet erregt: „Wieso lügst du denn? Als ich aus Bulgarien zurückkam, war ich noch einmal in deiner Wohnung. Da war deine Tochter auch da. Außerdem ging sie einmal ans Telefon, als ich dich anrufen wollte.“ Bruno B. schüttelt den Kopf. „Es war so, wie ich es gesagt habe“, beteuert er.
„Sophia wollte unbedingt jemanden zum Heiraten finden. Sie wollte auch mich heiraten“, erzählt der Lebensgefährte und Vater ihres Kindes im Zeugenstand. Er selbst habe die Angeklagte zur Wohnung von Bruno B. gefahren, wo sie manchmal stundenweise, mitunter auch mehrere Tage lang geblieben sei. „Dann gab es den großen Krach mit der Tochter.“ Über seine Rolle in dem Spiel schweigt sich der Mann aus. „Mir ist das alles ein bisschen unklar“, meint die Vorsitzende, schlägt dann vor, das Verfahren gegen die Bulgarin gegen 400 Euro Geldbuße einzustellen. Der Staatsanwalt ist einverstanden, die Angeklagte, die ebenfalls zustimmen muss, nicht. So wird die Verhandlung unterbrochen und am 1. Juni mit der Vernehmung der Tochter von Bruno B. fortgesetzt. (*Namen geändert.) Hoga
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